Nachhaltig investieren in Zeiten von steigenden Zinsen Bild: Florian Glawogger / Unsplash

Nachhaltig investieren bei steigenden Zinsen

Lesedauer: 4 Min.

Die Zinsen steigen – nach Jahren auf Niedrig- oder Nullzinsniveau. Die Europäische Zentralbank (EZB) will damit der hohen Inflation entgegenwirken. Aber auch für Anleger*innen ist die Erhöhung der Leitzinsen von Bedeutung. Wir erklären, was die konkreten Folgen sind und warum nachhaltiges Investieren auch bei steigenden Zinsen Sinn macht.

Die Wende nach dem Nullzinsniveau

Die Finanzkrise von 2008 hatte weitreichende Folgen. Um die Wirtschaft zu stützen, senkte die Europäische Zentralbank (EZB) die Leitzinsen für den Euroraum dramatisch ab: von vier auf ein Prozent. Die US Federal Reserve und andere Notenbanken weltweit senkten ebenfalls die Zinsen. In der Folge kam es zu weiteren Anpassungen des Zinssatzes nach unten. 2016 erreichte er erstmals die Null-Prozent-Marke. Die Zinsen lagen damit unter der Inflationsrate. Das Nullzinsniveau hielt die EZB bei, bis sie im Juli 2022 die Zinswende einläutete. Bereits sechsmal erhöhte sie die Zinsen. Die letzte Anpassung auf nunmehr 3,5 Prozent erfolgte im März – trotz der aktuellen Unsicherheiten im Bankensektor. In den USA änderte die FED ihre Zinspolitik bereits im März 2022. Hier liegt der Leitzins mittlerweile bei 5 Prozent.

Leitzinssatz, Referenzzinssatz, EURIBOR: Was ist was?

Der Leitzins ist der Zinssatz, zu dem die Notenbanken wie die EZB Geld an Geschäftsbanken verleihen, beziehungsweise zu dem Banken Geld bei ihnen anlegen können. Genau genommen gibt es drei Leitzinssätze: den Einlagezinssatz, den Hauptrefinanzierungssatz und den Spitzenfinanzierungssatz. Wenn von „Leitzinserhöhungen“ die Rede ist, bezieht sich das in der Regel auf den Hauptrefinanzierungssatz. Indirekt beeinflusst der Leitzinssatz andere Referenzzinssätze wie die „IBORs“. Zu diesen „Interbank Offered Rates“ können sich die Banken untereinander kurzfristig – zwischen einer Woche und zwölf Monaten – Geld leihen. Der durchschnittliche Zinssatz für Termingelder im Interbankengeschäft, die in Euro gehandelt werden, ist der EURIBOR. Interbankzinssätze reagieren stark auf Änderungen des Leitzinses. Weil Banken sie meist als Referenzzinssatz für verzinste Finanzprodukte nehmen, kann die EZB indirekt Einfluss auf die Höhe des Marktzinssatzes und damit die Konjunkturentwicklung nehmen.

Ein Instrument, um Wirtschaftswachstum zu beeinflussen

Leitzinserhöhungen und -senkungen sind deshalb ein klassisches Instrument der Notenbanken, um die Geldpolitik zu steuern: Wenn sich die Konjunktur abschwächt – wie nach der Finanzkrise 2008 – kann die Zentralbank den Basiszinssatz senken. Die Geschäftsbanken werden in der Regel ebenfalls ihre Zinsen senken. Dadurch wird es attraktiver, Kredite aufzunehmen und Geld auszugeben als zu sparen, was die Wirtschaft stärkt. Erhöhen die Notenbanken die Zinsen, wird es für die Geschäftsbanken teurer, Geld zu leihen. Die höheren Kosten geben sie an ihre Kunden weiter. Entsprechend sinken die Anreize in der Privatwirtschaft, Kredite aufzunehmen und Geld zu investieren. Steigende Zinsen bedeuten zudem auch steigende Einlagenzinsen, was das Sparen attraktiver macht. Die geringere Investitionsbereitschaft führt zu einem Abschwung der Konjunktur – und zu einer sinkenden Inflation.

Was bedeutet das für die Finanzmärkte?

Leitzinsveränderungen haben Einfluss auf die Konjunktur, weil sie sich konkret auf die Finanzmärkte auswirken: Steigende Zinsen machen Geld teurer. Das wirkt sich zum einen auf dem Kreditmarkt aus: Die Zinserhöhungen der EZB, die Geschäftsbanken an ihre Kunden weitergeben, betreffen zwar nicht laufende Kredite mit festen Zinsen. Ist ein Unternehmen aber auf Anschlussfinanzierungen angewiesen oder muss Kredite mit variablem Zinssatz bedienen, fallen höhere Kosten an. Investitionskredite, die neue Geschäftsfelder und Unternehmenswachstum finanzieren, werden ebenfalls teurer. Weil steigende Zinsen zu Kursschwankungen bei Aktien und höheren Zinserwartungen der Anleger bei Anleihen führen, verteuert sich für Unternehmen zudem auch die Finanzierung über den Kapitalmarkt.

Erschwerter Zugang zum Kreditmarkt für junge Unternehmen

Dass Geld teurer wird, stellt besonders junge Unternehmen mit geringeren finanziellen Mitteln vor Herausforderungen. Für den Aufbau ihrer Geschäftsaktivitäten sind sie auf Investitionsdarlehen angewiesen. Für die müssen sie dann nicht nur per se höhere Zinsen zahlen. Banken passen auch ihre Kreditvergabepolitik an und bewerten Ausfallrisiken neu. Strengere Bewertungen führen zu erhöhten Risikoaufschlägen – und damit noch höheren Zinsbelastungen. Zudem werden Kreditabsagen wahrscheinlicher. Neben dem erschwerten Zugang zu Krediten treffen gerade junge Unternehmen auch die höheren Kosten für Kapital aus Anleihen.

So wirken sich steigende Zinsen auf Anlagen aus

Steigen die Zinsen, steigen auch die Sparzinsen bei Tages- oder Festgeldanlagen. Der Vorteil daran: Das Risiko ist gering. Aktien liefern in der Regel höhere Renditen, sind aber auch mit einem höheren Risiko behaftet. Der Aktienmarkt reagiert volatil auf Zinserhöhungen. Der Grund: Anleger befürchten, dass Unternehmen es schwerer haben, Kredite zu bedienen und nötige Investitionen zu tätigen. Ein unruhiger Aktienmarkt bietet Investoren aber auch die Chance, günstig in unterbewertete Unternehmen einzusteigen. Auf Anleihen wirken sich Zinserhöhungen ebenfalls aus. Steigt das allgemeine Zinsniveau, können Anleger mit höheren Kupon-Zinsen für neu emittierte Bonds rechnen. Der Preis bereits laufender Anleihen steht in umgekehrtem Verhältnis zu den Zinssätzen: Wenn die Zinsen steigen, verlieren sie an Wert, weil sie niedrigere Zinskupons bieten als Anleihen, die neu auf den Markt kommen. Wer bereits in Anleihen investiert hat, ist deshalb gut damit beraten, sie zu halten. Auch bei Aktien können Anleger in der Regel darauf vertrauen, dass Papiere qualitativ hochwertiger Unternehmen trotz vorübergehender Kurseinbrüche langfristig im Wert steigen.

Nachhaltigkeit beim Investieren

Langfristig zu denken und sich nicht von kurzfristigen Markttrends verunsichern zu lassen, ist grundsätzlich der richtige Weg für Anleger, die Wert auf die Wirkung ihres Investments legen. Dabei ist es heute entscheidender denn je, Impact im Sinne der Nachhaltigkeit zu erzielen: die Bedürfnisse der Gegenwart also innerhalb der „planetaren Grenzen“ so zu befriedigen, dass die Möglichkeiten in der Zukunft nicht eingeschränkt werden. Ein nachhaltiges Investment finanziert eine wirtschaftlich effiziente, sozial gerechte, ökologisch tragfähige Entwicklung.

Nachhaltig und gewinnbringend: Die richtige Formel für Investments

Der Erfolg eines Unternehmens wird traditionell an seinem Finanzergebnis gemessen. Entsprechend meint, wer von „Rendite“ spricht, bei einer klassischen Kapitalanlage in der Regel die ökonomische Rendite. Nachhaltige Unternehmen arbeiten für einen dreifachen Erfolg: Sie haben den Anspruch, ökonomische, ökologische und soziale Ziele zu erreichen. Geht man von einer Definition aus, nach der die Rendite als das Verhältnis von Ertrag zu aufgewendeten Mitteln das Maß für den Gesamterfolg einer Kapitalanlage darstellt, belohnen nachhaltige Kapitalanlagen ihre Investoren dreifach: Anleger bekommen nicht nur Geld für ihr Geld. Sie erhalten auch die Möglichkeit, damit ein ökologisch und sozial nachhaltiges Wirtschaften zu unterstützen.

Impact Investing: Sinnvoll nachhaltig investieren

Direktinvestitionen in verantwortungsvolle Unternehmen leisten einen wichtigen Beitrag zur Transformation der Wirtschaft. Denn das Anlegergeld aus diesem „Impact Investing“ ermöglicht vor allem auch jungen Emittenten, ihre nachhaltigen Geschäftsmodelle zu finanzieren und zur Wirkung zu bringen. Zudem bieten Direktinvestitionen in Form von Vermögensanlagen oder Wertpapieren wie Unternehmensanleihen wegen des relativ höheren Risikos gute Renditen. Das macht Impact Investments für Anleger und Unternehmen gleichermaßen attraktiv. Allerdings empfiehlt es sich, die Nachhaltigkeit einer Anlage vor der Investition kritisch zu prüfen. So manch ein vermeintlich positiver Impact stellt sich später als „Greenwashing“ oder „Rainbow-Washing“ heraus. Bei seriösen Anbietern wie der GLS Crowd durchlaufen potenzielle Emittenten deshalb vorab ein strenges Auswahlverfahren.

Fazit:

Steigende Zinsen machen es für Unternehmen teurer, an Geld zu kommen. Anleger können bei Neuemissionen höhere Renditen erwarten. Für Werteorientierte, die attraktive Zinsen mit Wirkung kombinieren möchten, sind Impact Investments interessant. Sie bieten damit jungen, ökologisch und sozial verantwortungsvollen Unternehmen eine Finanzierungsmöglichkeit für ihre nachhaltigen Geschäftsmodelle. Das führt langfristig zu einem sinnvollen Ertrag und damit einer sinnvollen Rendite – und bringt die lebenswerte Zukunft ein Stück näher.

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