ELTIF 2.0 – Tipps für Privatanleger

03. Sep. 2025
Lesedauer: 8 Minuten

Die europäische Infrastruktur befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel: Energiewende und Digitalisierung müssen nicht nur in Deutschland, sondern auf dem gesamten Kontinent gelingen. Mit dem ELTIF hat die Europäische Union ein Finanzinstrument geschaffen, um Kapital für diese Ziele zu mobilisieren. Seit Anfang 2024 sind die europäischen Infrastrukturfonds mit dem reformierten ELTIF 2.0 auch für Privatanleger in der gesamten EU verfügbar. Erfahren Sie hier, was genau einen ELTIF 2.0 ausmacht, wann eine Investition sinnvoll sein kann und wie sich Rendite und Risiko gegenüber anderen Anlageklassen gestalten. 

Definition: Was bedeutet ELTIF? 

ELTIF ist die Abkürzung für European Long-Term Investment Fund. ELTIFs sind Fonds, die langfristig in den Ausbau der europäischen Realwirtschaft mit Schwerpunkt Infrastruktur und Sachwerte investieren. Solar- und Windparks, Strom- und Schienennetze, Digitalisierung, Immobilien und vieles mehr – die Bandbreite ist groß. 

Die Besonderheit: ELTIFs können in der ganzen EU vertrieben werden und erschließen durch eine einheitliche Regulierung und Zulassung einen neuen europäischen Finanzmarkt, der bisher eher national geprägt war. Privatanleger haben mit dem reformierten ELTIF 2.0 zudem die Möglichkeit, langfristig in die Energiesouveränität Europas zu investieren und profitieren von den strengen Vorgaben der EU beim Anlegerschutz, zum Beispiel hinsichtlich Transparenz- und Informationspflichten.

In welche Anlageklassen investiert ein ELTIF?

ELTIFs verschaffen Anlegern erstmals einheitlich regulierten Zugang zu sogenannten Private Markets, also Investitionen 

  • in nicht-börsennotierte Unternehmen 
  • kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) 
  • und Sachwerte. 

Diese waren bislang meist institutionellen Investoren oder vermögenden Privatpersonen vorbehalten. Der ELTIF 2.0 schließt also die Lücke zwischen Unternehmen, die Transformationskapital benötigen, und Anlegenden, die dieses zur Verfügung stellen möchten. 

Da wirkliche Transformation nur langfristig möglich ist, haben ELTIFs einen entsprechenden Anlagehorizont. Das Kapital in einem ELTIF ist meist für mehrere Jahre gebunden – ein vorzeitiger Verkauf ist nicht oder nur zu bestimmten Zeitpunkten möglich. 

Was sind die Vor- und Nachteile von ELTIFS für private Anleger?

Wie bei jeder Anlageform gibt es auch bei ELTIFs Chancen und Risiken, die Anleger kennen sollten. Je nach Ausgestaltung bringen ELTIFs für private Anleger verschiedene Vor- und Nachteile mit sich.

 

Vorteile von ELTIFs (Auswahl) Nachteile von ELTIFs (Auswahl)
Zugang zu “Private Markets”: Investitionen in nicht-börsennotierte Unternehmen und andere alternative Anlageklassen Eingeschränkte Liquidität: Das Kapital ist meist für mehrere Jahre gebunden
Lange Laufzeiten: ELTIFs zielen meist auf stabile Renditen über einen langen Zeitraum ab Weniger Streuung: ELTIFs investieren in deutlich weniger Projekte als beispielsweise ETFs, daher kann es Klumpenrisiken geben
Investition in Sachwerte: ELTIFs sind vergleichsweise robust gegen Inflationserscheinungen Komplexe Struktur: ELTIFs können für Laien schwer verständlich sein
Strenge Regulierung: klare und transparente Vorgaben durch EU-Verordnung Laufende Kosten: Anfallende Gebühren variieren je nach ELTIF

Was unterscheidet ELTIFs von klassischen Investmentfonds? 

Ein European Long-Term Investment Fund (ELTIF) ist ein Alternativer Investmentfonds (AIF), der Kapital langfristig in wenige, oft illiquide Projekte wie Infrastruktur, erneuerbare Energien, Immobilien oder Private Equity investiert. Im Gegensatz zu klassischen Publikumsfonds sind ELTIFs in der Regel geschlossen strukturiert: Anleger binden ihr Kapital über mehrere Jahre, und der Fonds hat ein fest definiertes Laufzeitende. Fondsmanager dürfen dabei beispielsweise bis zu 20 Prozent des Fondsvermögens in einen einzelnen Vermögenswert – etwa einen Solarpark – investieren.

Seit der ELTIF-2.0-Reform von 2024 sind jedoch flexiblere Gestaltungen möglich. Unter bestimmten Voraussetzungen können Anleger ihre Anteile bereits während der Laufzeit zurückgeben. Dabei gelten aber enge Vorgaben: eine Mindesthaltedauer muss eingehalten werden, Rückgaben sind nur zu festgelegten Zeitpunkten und unter Einhaltung von Kündigungsfristen erlaubt, und das Liquiditätsmanagement unterliegt strengen Regeln.

Klassische “offene” Publikumsfonds unterscheiden sich hiervon deutlich: Sie investieren breit gestreut in börsengehandelte Wertpapiere wie Aktien oder Anleihen, sind meist täglich handelbar, stärker diversifiziert und verfügen über keine feste Laufzeit.

Anleger sollten daher genau auf die jeweiligen Rückgabemöglichkeiten und die Fondsbedingungen achten, da ELTIFs seit der neuen Verordnung sehr unterschiedlich ausgestaltet sein können.

Was hat sich mit dem ELTIF 2.0 konkret geändert? 

Mit der Einführung von ELTIF 2.0 zum Januar 2024 wurde das Regelwerk für European Long-Term Investment Funds grundlegend modernisiert.  

Die wichtigsten Änderungen im Überblick: 

  • Wegfall der Mindestanlagesumme: Die bisherige Einstiegshürde von 10.000 Euro wurde abgeschafft. Privatanleger können nun auch mit kleineren Beträgen in ELTIFs investieren und müssen keine Vermögensnachweise mehr erbringen 
  • Lockerung der Anlagevorschriften: Der verpflichtende Mindestanteil illiquider Vermögenswerte im Fondsportfolio wurde von 70 % auf 55 % gesenkt. Das erlaubt Fondsmanagern, bis zu 45 % des Kapitals in liquide Anlagen wie börsengehandelte Wertpapiere zu investieren und so die Liquidität und Flexibilität des Fonds zu erhöhen 
  • Erweiterung der zulässigen Anlageklassen: ELTIFs dürfen nun in ein breiteres Spektrum von Anlagen investieren, darunter auch grüne Anleihen (Green Bonds), Verbriefungen, Immobilienprojekte, KMUs sowie andere Fondsstrukturen 
  • Einführung offener Fondsstrukturen: Neben klassischen geschlossenen Fonds können ELTIFs jetzt auch als offene oder semi-liquide Fonds aufgelegt werden. Das ermöglicht Anlegern wie erwähnt unter bestimmten Bedingungen regelmäßige Rückgaben ihrer Anteile und bietet mehr Flexibilität 

Ziel der Reform war es, ELTIFs attraktiver zu machen und den Zugang für Privatanleger deutlich zu erleichtern. Es sollte stets darauf geachtet werden, dass ELTIFs auch zur persönlichen Anlagestrategie passen. 

Für welche Anleger sind ELTIFs geeignet? 

Grundsätzlich sind ELTIFs eher für langfristig orientierte Privatanleger geeignet, die bereit sind, ihr Kapital über mehrere Jahre zu binden. Besonders attraktiv sind sie für Personen, die ihr Portfolio um alternative Anlageklassen erweitern möchten und gezielt in Projekte investieren wollen, die einen nachhaltigen oder gesellschaftlichen Mehrwert schaffen – wie etwa erneuerbare Energien, soziale Infrastruktur oder innovative Unternehmen. 

Da ELTIFs oft in weniger liquide, nicht-börsennotierte Assets investieren, sollten Anleger eine gewisse Risikobereitschaft mitbringen, ähnlich wie im Crowdinvesting. Bereits vorhandene Erfahrungen mit anderen Investmentprodukten, insbesondere mit offenen Fonds, sind ebenfalls von Vorteil. Für Einsteiger oder Anleger, die Flexibilität und kurzfristige Verfügbarkeit ihres Kapitals schätzen, sind ELTIFs weniger geeignet. 

Wie nachhaltig sind ELTIFs? 

Mit der ELTIF 2.0-Reform wurde der Fokus auf nachhaltige und grüne Investitionen weiter gestärkt. Die neuen Regeln erleichtern es, Kapital gezielt in Projekte zu lenken, die zur Klimaneutralität und nachhaltigen Entwicklung Europas im Sinne des Green New Deal beitragen. Dennoch ist zu beachten, dass nicht jeder ELTIF automatisch ausschließlich in nachhaltige Projekte investiert – die konkrete Ausrichtung hängt immer vom jeweiligen Fonds und seiner Anlagestrategie ab. 

Ausgewählte ELTIFs sind als sogenannte Artikel 9-Fonds nach der EU-Offenlegungsverordnung (SFDR) klassifiziert. Das bedeutet, sie müssen nachhaltige Investitionen als Ziel definieren und strenge Anforderungen an Transparenz und Risikomanagement erfüllen. Artikel 9-Fonds unterliegen den höchsten Nachhaltigkeitsstandards innerhalb der EU. 

Fazit: Der ELTIF 2.0 auf dem Weg zur Klimaneutralität

ELTIFs bieten Privatanlegern erstmals regulierten Zugang zu langfristigen, alternativen Anlageklassen abseits der Börse, sind aber mit längerer Kapitalbindung, weniger Liquidität und höheren Risiken verbunden als klassische Investmentfonds. 

Besonders der sozial-ökologische Umbau der europäischen Infrastruktur ist ein Kernthema für ELTIFs. Die Ziele der Europäischen Kommission sind ambitioniert: bis 2050 sollen die Treibhausgasemissionen in der EU bei null liegen. Dafür braucht es massive Anstrengungen und privates Kapital. Dass ELTIFs nun zugänglicher für private Anleger werden, könnte für die Mobilisierung zusätzlichen Kapitals sorgen. Doch sollte zusätzlich auf konkrete Nachhaltigkeitsmerkmale geachtet werden, damit die Investitionen wirklich ökologisch sinnvolle Veränderungen anstoßen. 

FAQ – ELTIF 2.0

Ein ELTIF (European Long-Term Investment Fund) ist ein von der EU regulierter Fonds, der langfristig in reale Vermögenswerte wie Infrastruktur, erneuerbare Energien, Immobilien oder nicht-börsennotierte Unternehmen investiert. 

Im Gegensatz zu herkömmlichen Fonds investiert ein ELTIF gezielt in langfristige, oft illiquide Projekte und bietet erstmals auch Privatanlegern Zugang zu sogenannten „Private Markets“.

Das Kapital ist in der Regel für mehrere Jahre – oft 5 bis 10 Jahre oder länger – gebunden. Eine vorzeitige Rückgabe ist meist nicht möglich oder nur unter bestimmten Bedingungen erlaubt.

ELTIFs können attraktive Renditen bieten, da sie in alternative Anlageklassen investieren, die sonst schwer zugänglich sind. Die tatsächliche Rendite hängt jedoch von der Entwicklung der jeweiligen Projekte ab und ist nicht garantiert. 

Zu den wichtigsten Risiken zählen die lange Kapitalbindung, die eingeschränkte Handelbarkeit, mögliche Wertschwankungen der Projekte sowie das Risiko, dass einzelne Investments nicht wie geplant verlaufen.

Seit der Überarbeitung der ELTIF-Verordnung 2024 sind die gesetzlichen Mindestanlagesummen entfallen. Die konkrete Mindestanlage kann jedoch je nach Anbieter unterschiedlich sein.

Was sind die Vor- und Nachteile von ELTIFS für private Anleger?ELTIFs unterliegen strengen EU-Regeln, die für Transparenz und Anlegerschutz sorgen. Dennoch handelt es sich um eine risikobehaftete Anlageform, bei der Verluste nicht ausgeschlossen sind.

In der Regel ist ein Verkauf während der Laufzeit nicht möglich. Einige ELTIFs bieten jedoch unter bestimmten Voraussetzungen Rückgabemöglichkeiten an, etwa nach Ablauf einer Mindesthaltedauer oder zu festgelegten Zeitpunkten.

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