Wir möchten gerne beginnen, indem wir uns auf das Thema Demeter-Landwirtschaft konzentrieren. Warum ist diese Form der Landwirtschaft für Bauck so wichtig?
Katrin Porsch: Demeter als Form der biodynamischen Landwirtschaft hat für uns einen besonderen Wert, da unsere Wurzeln in den Bauckhöfen liegen. Wir wurden als Verarbeitungs- und Vermarktungsgesellschaft für die biodynamisch wirtschaftenden Betriebe gegründet. Diese Werte sind immer noch stark mit uns verbunden, und wir sehen Demeter als die optimale Form der Landwirtschaft an, um unsere Bauck-Mühle Produkte herzustellen. Wir produzieren auch Naturland- und Bioland-Produkte sowie nach EG-Öko-Verordnung, aber die Demeter-Philosophie mit dem Ansatz des assoziativen Wirtschaftens und der Zusammenarbeit in der Lieferkette ist für uns eine Besonderheit, die wir sehr schätzen.
Die Geschichte der Bauckhöfe und der Bauck GmbH
Die Wurzeln der Bauck GmbH reichen bis ins Jahr 1932 zurück, als Eduard Bauck seine Landwirtschaft auf biologisch-dynamische Methoden umstellte, nachdem er bemerkt hatte, dass kaum noch Regenwürmer im Boden vorhanden waren. Schon damals verwendeten moderne Schweinebetriebe viel Gülle und Kunstdünger.
Die Bauck GmbH selbst existiert seit 1969 und begann als Verarbeitungs- und Vermarktungsunternehmen für biodynamische Lebensmittel. Die drei Bauckhöfe in Klein Süstedt, Amelinghausen und Stütensen bilden die landwirtschaftliche Basis des Unternehmens. Der Bauckhof Amelinghausen wurde 1959 mit der Umstellung auf biologisch-dynamische Landwirtschaft zum ersten Biohof im Ort und bewirtschaftet heute über 300 Hektar ökologisch bewirtschaftete Flächen.
Könnten Sie in wenigen Sätzen zusammenfassen, was die Regionalwert-Leistungsrechnung mit dem 1000-Betriebe-Projekt ist und welche Bedeutung es für Bauck hat?
Katrin Porsch: Die Regionalwert-Leistungsrechnung schafft etwas, was es bisher im Markt für die Landwirte nicht gab. Landwirte erzeugen viele wertvolle Gemeinwohlleistungen für Mensch, Umwelt und für die Region, in der sie tätig sind. Diese Tatsache wird allerdings monetär nicht erfasst. Die Regionalwert-Leistungsrechnung kann es sichtbar machen – nicht aufs Produkt runtergebrochen, aber für den Betrieb: Wieviel Euro pro Hektar Gemeinwohlleistung werden von dem Betrieb erbracht? Dieser Wert wird dann in unterschiedlichen Kategorien wie Umwelt, Region und Soziales erfasst. Gemeinwohlleistungen in der Landwirtschaft sind also all jene Aktivitäten und Effekte, die über die reine Produktion von Nahrungsmitteln und Rohstoffen hinausgehen und einen positiven Beitrag für Umwelt, Gesellschaft und regionale Wirtschaft leisten.
Die Bedeutung der Regionalwert-Leistungsrechnung für die Bauck Mühle

Katrin Porsch: Diese Sichtweise finden wir spannend, weil das auch für uns neue Möglichkeiten schafft. Wir können mit unseren Landwirten an dieser Stelle ganz anders ins Gespräch gehen, was das Thema Betriebsentwicklung angeht. Betriebsentwicklungsgespräche zu führen und gemeinsam an einem Zielbild zu arbeiten ist ohnehin ein essenzieller Baustein von Demeter. Daher unterstützen wir gemeinsam mit Voelkel und Demeter im Norden das 1000-Betriebe-Projekt. Das gibt den Landwirten die Möglichkeit, sich selbst und ihre Leistungen zu vermarkten, aber für uns eben auch die Möglichkeit gemeinsam an Stellschrauben zu arbeiten.
Mittelfristig haben wir den Wunsch und planen unsere Rechnungslegung auf den internationalen IFRS-Standard (International Financial Reporting Standards) umzustellen. Damit hätten wir die Möglichkeit Ökosystemleistungen in der Bilanz zu aktivieren. Hierfür benötigt es selbstverständlich eine Validierung der Leistungen. An dieser Stelle könnte auch die Regionalwertleistungsrechnung einen relevanten Beitrag leisten. Unsere Einkaufsbedingungen könnten in dem Zusammenhang so angepasst werden, dass wir einen Standardpreis und einen Aufschlag für Gemeinwohl- bzw. Ökosystemleistungen zahlen.
Sie beschreiben eine Art Beziehungsgestaltung zwischen Bauck und den Lieferanten. Verfolgt Bauck diese Langfristigkeit und Sicherheit in den Lieferantenbeziehungen, um beispielsweise unabhängiger von Ernten zu werden?
Katrin Porsch: Richtig, genau. Uns geht es um dieses langfristige, partnerschaftliche Zusammenarbeiten und mit einigen Betrieben arbeiten wir wirklich schon seit Jahrzehnten zusammen. Gerade jüngere Betriebsleiter und Landwirte sind sehr offen für die Konzepte wie die Regionalwert-Leistungsrechnung und sehen klar deren Vorteile.
Der Großteil der Betriebe ist darüber hinaus divers aufgestellt und häufig auch in der Direktvermarktung mit Hofladen tätig. So können die generierten Werte ideal für das Eigenmarketing des landwirtschaftlichen Betriebes genutzt werden.
Die Vision von Bauck

Die Vision der Bauck GmbH ist eine hundertprozentige ökologische Landwirtschaft. Durch die Erweiterung der neuen Mühle und die Bereitstellung zusätzlicher Kapazitäten für Bio- und Demeter-Rohstoffe verfolgt Bauck auch das Ziel, den ökologischen Landbau in der Region weiter auszubauen.
Das Crowdinvesting auf der GLS Crowd ist nun ein halbes Jahr her – welche Fortschritte gibt es bislang beim Ausbau der Mühle?
Katrin Porsch: Wir sind fertig. Die Inbetriebnahme ist zum Jahreswechsel erfolgt. Und wir freuen uns riesig, damit unsere Kapazitäten nahezu verdoppelt zu haben. Es war ein eng getaktetes Projekt: von außen, wenn man sich unsere Mühle anschaut, sieht man keine große Veränderung. Wenn man es weiß, dann sieht man auf dem Dach ein paar Abluft-Rohre mehr. Ansonsten wurde die Mühle beim Bau bereits so geplant, dass eine Erweiterung irgendwann möglich ist.

Von der Idee „wir wollen es jetzt machen“ bis es umgesetzt war, ist im Prinzip nur ein Jahr verstrichen. Die damit ausgegründete Roscher Mühle GmbH ist jetzt eine eigene Gesellschaft geworden, eine 100%-ige Tochter der Bauck GmbH. Wir sitzen und arbeiten aber alle weiterhin unter einem Dach.
Unsere Anlieferungen haben sich ebenfalls verändert, weil tatsächlich das, was angeliefert wird, auch direkt verarbeitet wird. Es gibt unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten keine lange Zwischenlagerung mehr, sondern die Rohstoffe gehen direkt in die Verarbeitung: Mehle, Flocken, eben alles, was geplant und gebraucht wird.
Ausbau des glutenfreien Sortiments durch Erweiterung der Mühle

Im Jahr 2021 wurde die größte und modernste Bio-Hafermühle Europas in Betrieb genommen, die jährlich bis zu 20.000 Tonnen Getreide zu Mehl oder Flocken verarbeiten kann. Aufgrund der stark steigenden Nachfrage nach glutenfreien Bio-Produkten wurde die Kapazität der Mühle bis Anfang 2025 verdoppelt. Die Mitarbeitenden der Bauck Mühle und die Anlegenden der GLS Crowd beteiligten sich im Rahmen einer Crowdinvesting-Kampagne mit insgesamt 1.000.000 Euro am Ausbau der Mühle. Das Geld wurde im Oktober 2024 innerhalb von knapp zwei Stunden über die GLS Crowd vermittelt.