Inhaltsverzeichnis
- Was sind freie Träger von Kindergärten?
- Private freie Träger als Erbringer innovativer Angebote
- Tabelle: Anzahl der Kindertageseinrichtungen nach Trägerart
- Finanzierungsmodelle und Herausforderungen privater freier Träger von Kindergärten
- Welchen finanziellen Risiken stehen private freie Träger von Kindergärten gegenüber
- Der Defizitausgleich als Finanzierungsform privater freier Kindergärten
- Die gesellschaftliche Bedeutung privater freier Träger von Kindergärten
Was sind freie Träger von Kindergärten?
In Deutschland gibt es verschiedene Träger von Kindergärten, die sich in ihrer Organisationsform und ihren Strukturen unterscheiden. Neben den öffentlichen Trägern – also Kommunen und kreisfreien Städten – spielen sogenannte freie Träger eine zentrale Rolle in der frühkindlichen Bildung.
Der Begriff freie Träger ist ein Oberbegriff: Er umfasst sowohl große Organisationen wie die Kirchen und Wohlfahrtsverbände (z. B. Arbeiterwohlfahrt, Deutsches Rotes Kreuz, Paritätischer Wohlfahrtsverband) als auch kleinere, unabhängige Träger Zu diesen zählen gemeinnützige Vereine, Elterninitiativen und soziale Unternehmen.
Private freie Träger als Erbringer innovativer Angebote
Während die großen freien Träger oft über umfangreiche Strukturen und zusätzliche Finanzierungsquellen verfügen, arbeiten die privaten freien Träger – also die kleinen, unabhängigen Träger ohne Anbindung an Kirche oder Wohlfahrtsverband – meist eigenständig und flexibel. Sie sind wichtige Akteure, wenn es um innovative Konzepte und die Vielfalt der Betreuungsangebote geht
Gerade die Flexibilität macht sie zu wichtigen Akteuren im System: Sie können schneller auf gesellschaftliche Veränderungen und neue pädagogische Erkenntnisse reagieren, innovative Konzepte umsetzen und Nischenangebote schaffen, die sonst vielleicht nicht realisiert würden.
Elterninitiativen oder Kitas mit besonderen pädagogischen Schwerpunkten sind häufig in privater freier Trägerschaft zu finden. Damit fördern private freie Träger die Pluralität des Angebots, ermöglichen Eltern echte Wahlfreiheit bei der Betreuung ihrer Kinder und tragen auch zur Bildungsgerechtigkeit bei.
Tabelle: Anzahl der Kindertageseinrichtungen nach Trägerart (2024)
Die folgende Tabelle zeigt, dass die privaten, freien Träger mit ca. 18 % nach öffentlichen Trägern den größten Anteil an allen Kindertagesstätten in Deutschland haben. Private freie Träger, die unabhängig von Kirchen und Wohlfahrtsverbänden arbeiten, stellen demnach in Deutschland fast jeden fünften Kindergartenplatz – sind damit ein unverzichtbarer Bestandteil der frühkindlichen Bildungslandschaft.
| Trägerart | Anzahl Einrichtungen | Anteil an allen Kitas |
|---|---|---|
| Öffentliche Träger | 20.195 | 33 % |
| Freie Träger (gesamt) | 40.467 | 67 % |
| – davon katholische Träger | 9.500 | ca. 16 % |
| – davon evangelische Träger | 8.900 | ca. 15 % |
| – davon AWO | 3.000 | ca. 5 % |
| – davon DRK | 1.800 | ca. 3 % |
| – private freie Träger | 11.000 | ca. 18 % |
Finanzierungsmodelle und Herausforderungen privater freier Träger von Kindergärten
Die Finanzierung von privat betriebenen, freien Kindergärten basiert im Wesentlichen auf drei Säulen:
- öffentliche Zuschüsse von Land und Kommune
- Elternbeiträge
- Eigenmittel und Spenden
Während große kirchliche Träger oder Wohlfahrtsverbände oft auf institutionelle Rücklagen oder zusätzliche Mittel aus ihren Dachorganisationen zurückgreifen können, fehlt privaten freien Trägern in der Regel dieser finanzielle Rückhalt. Sie müssen Investitionen in Gebäude, Ausstattung oder Personal selbst vorfinanzieren und tragen dabei ein höheres wirtschaftliches Risiko. Der Fachkräftemangel betrifft private freie Träger zusätzlich, da sie im Wettbewerb um qualifiziertes Personal oft weniger attraktive Gehälter oder Zusatzleistungen bieten können als große Träger.
Welchen finanziellen Risiken stehen private freie Träger von Kindergärten gegenüber?
Gerade in der Gründungs- oder Ausbauphase kann dies zu erheblichen Liquiditätsengpässen führen. Öffentliche Mittel fließen häufig erst nachträglich, während die Kosten für Bau, Einrichtung und den laufenden Betrieb sofort anfallen. Auch steigende Anforderungen an die Qualität der Betreuung, etwa durch gesetzliche Vorgaben oder den Wunsch nach längeren Öffnungszeiten, erhöhen den finanziellen Druck. Private freie Träger stehen daher vor der Herausforderung, einerseits wirtschaftlich tragfähig zu arbeiten und andererseits ihre pädagogischen Ideale und Innovationskraft zu bewahren.
Um die wirtschaftliche Stabilität freier Träger zu sichern, ist eine Option der sogenannte Defizitausgleich.
Der Defizitausgleich als Finanzierungsform privater freier Kindergärten
Ein Defizitausgleich ist eine vertraglich geregelte Zahlung der Kommune, deren Ausgestaltung und Höhe regional unterschiedlich geregelt sind. Diese in der Regel jährlich geleistete Zahlung gleicht die Differenz zwischen den anerkannten Betriebskosten einer Einrichtung und den tatsächlich erzielten Einnahmen – etwa aus Elternbeiträgen und Landeszuschüssen – aus. Ohne diesen Ausgleich könnten viele private freie Träger ihre Kindergärten nicht wirtschaftlich betreiben und müssten ihr Angebot einschränken oder sogar schließen.
Der Defizitausgleich sorgt dafür, dass die tatsächlichen Kosten für Personal, Miete, Verpflegung und pädagogisches Material gedeckt werden, auch wenn die Einnahmen schwanken oder nicht ausreichen. Die Träger sind verpflichtet, jährlich ihre Kosten und Einnahmen offen zu legen und nachzuweisen, dass sie wirtschaftlich und sparsam arbeiten.
Die gesellschaftliche Bedeutung privater freier Träger von Kindergärten
Private freie Träger leisten einen wichtigen Beitrag zur Vielfalt und Qualität der Kinderbetreuung in Deutschland. Sie sichern die Angebotsvielfalt und ermöglichen Eltern, aus unterschiedlichen pädagogischen Konzepten und Betreuungsformen zu wählen. Private Träger legen häufig mehr Wert auf bilinguale Konzepte, besonders flexible Betreuungsangebote und eine starke Elternorientierung.
Darüber hinaus stärken private freie Träger das Gemeinwesen, indem sie bürgerschaftliches Engagement fördern und Eltern, Fachkräfte sowie lokale Initiativen aktiv in die Gestaltung der Einrichtungen einbinden. Sie sind häufig Vorreiter, wenn es darum geht, gesellschaftliche Veränderungen aufzugreifen und in der Praxis umzusetzen – sei es Mehrsprachigkeit, Digitalisierung, Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE), Gesundheit oder lokale Kooperationen.