Inhaltsverzeichnis
- Woran erkenne ich nachhaltige Fonds?
- Was sagen die Top-Positionen über die Nachhaltigkeit eines Fonds aus?
- Welche Siegel gibt es für nachhaltige Fonds?
- ESG-Kriterien und nachhaltige Fonds
- Welche Kritik gibt es an den ESG-Kriterien?
- Wie können Anlegende die Nachhaltigkeitskriterien bei Fonds prüfen?
- Fazit: Warum kann sich eine Investition in nachhaltige Fonds lohnen?
Nachhaltige Fonds vs. konventionelle Fonds – wo liegt der Unterschied?
Ein Fonds vereint viele verschiedene Geldanlagen. Das können zum Beispiel Aktien sein, aber auch Anleihen von Staaten oder Unternehmen. Bei herkömmlichen Fonds geht es vor allem um eine gute Performance bei gleichzeitiger Risikominimierung. Nachhaltige Fonds versuchen noch einen Schritt weiterzugehen: Sie investieren darüber hinaus nur in Firmen, die besonders umweltfreundlich sind, sozial handeln und eine verantwortungsbewusste Unternehmensführung nachweisen können.
Zahlreiche Studien deuten an, dass Nachhaltigkeit bei Geldanlagen nicht zulasten von Rendite und Sicherheit geht. Das zeigt beispielsweise eine Untersuchung des iff – Institut für Finanzdienstleistungen e.V. mit dem Titel „Der Weg zur nachhaltigen Geldanlage“ aus dem Jahr 2024.
Tatsächlich können sozial-ökologisch orientierte Unternehmen sogar resilienter gegenüber Kursschwankungen sein. Eine US-amerikanische Studie des privaten, gemeinnützigen National Bureau of Economic Research konnte im Jahr 2020 etwa nachweisen, dass nachhaltige Fonds zu Beginn der Corona-Pandemie weniger Kursverlusten ausgesetzt waren als konventionelle Fonds.
Allerdings ist Nachhaltigkeit auch zu einer Art Label geworden, mit dem sich viele Finanzprodukte schmücken – und das oft zu Unrecht. Stichwort Greenwashing: die Deutsche-Bank-Tochter DWS musste im April 2025 25 Millionen Euro Bußgeld zahlen, weil sie für ihre Fonds mit irreführenden Nachhaltigkeitsversprechen geworben hatte.
Heute ist es für Anlegende also wichtiger denn je, die Nachhaltigkeit von Fonds eigenverantwortlich und möglichst objektiv bewerten zu können.

Woran erkenne ich nachhaltige Fonds?
Anleger*innen sollten grundsätzlich objektiv auf das Thema Nachhaltigkeit schauen und nicht blind den diversen Nachhaltigkeitsversprechen auf dem Markt vertrauen. Es ist stattdessen wichtig, genau nachzuvollziehen, was Fondsanbieter unter Nachhaltigkeit verstehen. Ein erster Schritt ist dabei der Blick in die sogenannten Top-Positionen im Fondsportfolio.
Was sagen die Top-Positionen über die Nachhaltigkeit eines Fonds aus?
Die Top-Positionen geben meist in Prozentwerten an, mit welchem Anteil ein Unternehmen im Fonds vertreten ist. Daher ist ein Blick in die Top 10 Positionen eines Fonds immer hilfreich für eine erste Bewertung. Diese werden im sogenannten Factsheet auf der Website des Fondsanbieters veröffentlicht und regelmäßig aktualisiert.
Dieses Beispiel zeigt die Top-Positionen des GLS Bank Aktienfonds (Stand August 2025). Die Tabelle zeigt die prozentuale Gewichtung von Aktien im Fonds. Hier lässt sich zum Beispiel ablesen, dass der Fonds schwerpunktmäßig in europäische Unternehmen investiert.

Darüber hinaus gibt es Nachhaltigkeitssiegel, die zu einer objektiven Einschätzung eines Fonds beitragen können.
Welche Siegel gibt es für nachhaltige Fonds?
Es gibt diverse Siegel und Zertifikate für nachhaltige Fonds, hier eine Auswahl:
- ECOreporter: ECOreporter bietet unabhängige Analysen und Bewertungen zu nachhaltigen Geldanlagen, einschließlich Fonds, und legt dabei Wert auf Transparenz und nachvollziehbare Kriterien. Das Portal versteht sich als Informationsquelle für Privatanleger und vergibt das ECOreporter Nachhaltigkeitssiegel.
- FNG-Siegel: Das FNG-Siegel ist ein Label für nachhaltige Investmentfonds im deutschsprachigen Raum. Es bewertet Fonds anhand transparenter Nachhaltigkeitskriterien und wird jährlich von einer Expertenjury vergeben.
- MeinFairMögen: MeinFairMögen ist eine Online-Plattform, die es Anlegern ermöglicht, nachhaltige Fonds nach individuellen Wertvorstellungen zu filtern und zu vergleichen. Die Plattform vergibt selbst keine Siegel, sondern bietet Orientierungshilfen und Transparenz zu Nachhaltigkeitsaspekten verschiedener Fonds.
- Faire Fonds: Faire Fonds ist ein Informationsangebot, das nachhaltige und ethische Investmentfonds vorstellt und bewertet. Die Plattform informiert über Kriterien und Auswahlprozesse, vergibt aber keine offiziellen Zertifikate, sondern bietet einen Überblick und Vergleichsmöglichkeiten für interessierte Anleger.
Bei allen vier Plattformen sollten stets die Kriterien hinter den Siegeln und Bewertungen geprüft werden, um zu einer möglichst ausgewogenen Entscheidung zu kommen.
Die GLS Bank geht mit ihren Anlage- und Finanzierungsgrundsätzen bewusst über die Kriterien von Nachhaltigkeitssiegeln hinaus. Insofern empfiehlt sich immer eine Prüfung des Fondsprodukts an sich, zum Beispiel im Factsheet, das jeder Fondsanbieter auf seiner Website zur Verfügung stellen muss.
ESG-Kriterien und nachhaltige Fonds
Ein international verbreitetes Konzept zur Nachhaltigkeitsmessung bei Geldanlagen sind die sogenannten ESG-Kriterien. Sie sollen Anlegenden die Nachhaltigkeitsinitiativen von Unternehmen transparenter machen, stehen aber in letzter Zeit auch zunehmend in der Kritik.
Was sind ESG-Kriterien?

Die ESG-Kriterien wurden Mitte der 2000er-Jahre vor allem durch die Vereinten Nationen und deren Programme wie den UN Global Compact und die Initiative “Principles for Responsible Investment“ (PRI) eingeführt und etabliert. Sie beruhen auf dem Modell der Triple Bottom Line, das in den 1990er Jahren erstmals beschrieb, wie Nachhaltigkeit in Unternehmen messbar werden kann.
ESG-Kriterien bewerten Unternehmen in den drei Kategorien Environment (Umwelt), Social (Soziales) und Governance (Unternehmensführung) und bilden eine bis heute weit verbreitete Grundlage für die Bewertung nachhaltiger Geldanlagen.
- Im Umweltbereich werden Aspekte wie der effiziente Umgang mit Energie und Rohstoffen, Investitionen in erneuerbare Energien sowie Maßnahmen zur Reduzierung von Emissionen betrachtet.
- Der soziale Bereich umfasst Kriterien wie die Einhaltung von Arbeitsrechten, faire Arbeitsbedingungen, Arbeitssicherheit und die Verantwortung gegenüber Mitarbeitenden und Gesellschaft.
- Im Bereich der Unternehmensführung wird unter anderem auf transparente Strukturen, die Verhinderung von Korruption und die Integration von Nachhaltigkeitszielen in die Unternehmensstrategie geachtet.
Die Berücksichtigung von ESG-Kriterien ermöglicht es Anlegern insgesamt, neben finanziellen Kennzahlen auch die nachhaltige Ausrichtung eines Unternehmens zu bewerten und so verantwortungsbewusste Investitionsentscheidungen zu treffen.
Welche Kritik gibt es an den ESG-Kriterien?
Allerdings beruht der ESG-Score oft auf Selbsteinschätzungen von Unternehmen und wird nicht unabhängig geprüft. Zudem gilt beispielsweise in der Europäischen Union auch die Finanzierung von Rüstung (seit Ende 2024) und Atomkraft (seit 2023) als ESG-konform.
Daher ist es relevant zu prüfen, wie genau Anlegende die Umsetzung von ESG-Kriterien bei Fonds einsehen und bewerten können, um zur persönlichen Nachhaltigkeitspräferenz passende Angebote zu finden.
Wie können Anlegende die Nachhaltigkeitskriterien bei Fonds prüfen?

Seit 2025 gelten in der EU strenge Regeln: Fonds mit Begriffen wie „ESG“ oder „Nachhaltigkeit“ im Namen müssen klare Mindeststandards erfüllen und ihre Anlagestrategie sowie die angewandten ESG-Kriterien transparent darstellen. Mindestens 80% des Fondsvermögens müssen nachhaltig investiert werden und die Auswahlkriterien nachvollziehbar veröffentlicht sein. Für Anlegende können die folgenden zwei Schritte sinnvoll sein.
1. Transparenz und Offenlegungspflichten prüfen
Bevor Sie in einen nachhaltigen Fonds investieren, sollten Sie sich anschauen, wie offen und transparent der Fonds mit seinen Nachhaltigkeitszielen umgeht. Jeder Fonds, der sich als nachhaltig bezeichnet, muss laut EU-Vorgaben genau erklären, wie er Umwelt-, Sozial- und Unternehmensführungs-Kriterien (ESG) berücksichtigt.
Das bedeutet:
Auf der Webseite des Fondsanbieters und in den offiziellen Unterlagen finden Sie Informationen darüber, wie der Fonds mit Nachhaltigkeit umgeht.
Es muss klar angegeben sein, ob und wie der Fonds negative Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft vermeidet. Fonds, die als besonders nachhaltig beworben werden, müssen zusätzlich offenlegen, wie hoch der Anteil nachhaltiger Investitionen im Fonds ist. Diese Offenlegung geschieht gemäß einer EU-Taxonomie, die definiert, welche wirtschaftlichen Aktivitäten als ökologisch nachhaltig gelten.
Tipp: Schauen Sie sich die offiziellen Berichte und Produktinformationen an. Dort sollten Sie leicht verständliche Erklärungen zu den Nachhaltigkeitszielen und -maßnahmen des Fonds finden.
2. Anlageansatz und Kriterien analysieren
Es ist wichtig zu wissen, nach welchen Regeln der Fonds sein Geld anlegt. Nicht jeder nachhaltige Fonds arbeitet gleich. Achten Sie auf folgende Ansätze:
- Ausschlusskriterien: Der Fonds investiert nicht in bestimmte Branchen oder Unternehmen, zum Beispiel keine Waffenhersteller, Kohleunternehmen oder Tabakproduzenten.
- Positivkriterien: Der Fonds sucht gezielt Unternehmen aus, die besonders nachhaltig sind, etwa im Bereich erneuerbare Energien oder soziale Projekte.
- Best-in-Class: Der Fonds wählt innerhalb jeder Branche die Unternehmen aus, die am nachhaltigsten wirtschaften – auch wenn die Branche insgesamt kritisch bewertet werden könnte.
- Engagement: Der Fonds versucht, Unternehmen zu mehr Nachhaltigkeit zu bewegen, zum Beispiel durch Stimmrechte auf Hauptversammlungen.
Tipp: Lesen Sie im Verkaufsprospekt oder im Nachhaltigkeitsbericht nach, welche dieser Ansätze der Fonds verfolgt. So erkennen Sie, ob der Fonds wirklich zu Ihren Nachhaltigkeitsvorstellungen passt.
Fazit: Warum kann sich eine Investition in nachhaltige Fonds lohnen?
Nachhaltige Fonds reflektieren die zunehmende Bedeutung von Umwelt- und Sozialthemen in der Finanzwelt. Sie berücksichtigen neben klassischen Kennzahlen wie Rendite und Risiko auch, wie Unternehmen mit ökologischen und gesellschaftlichen Herausforderungen umgehen. Unternehmen, die Nachhaltigkeit in ihren Geschäftsprozessen beachten und sich aktiv für eine regenerative Wirtschaftsweise einsetzen, können unter veränderten Marktbedingungen widerstandsfähiger sein. Im Gegensatz dazu stehen Unternehmen, die Umweltbelange oder soziale Standards vernachlässigen – denn diese sehen sich zunehmend regulatorischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Risiken ausgesetzt.
Ob und inwieweit nachhaltige Fonds den individuellen Anlagezielen und Wertvorstellungen entsprechen, hängt von den jeweiligen Fondsstrategien und den persönlichen Präferenzen der Anlegerinnen und Anleger ab. Eine sorgfältige Prüfung der Auswahlkriterien, der Transparenz und der Nachhaltigkeitsansätze kann helfen, eine ausgewogene Entscheidung zu treffen.