Ein Feld mit blühenden Mohnblumen verdeutlicht den Begriff der regenerativen Wirtschaft Bild: © Pixabay / Pexels

Regenerative Wirtschaft: Ökonomie neu denken 

Die Belastungsgrenzen unseres Planeten werden Jahr für Jahr überschritten, indem wir der Erde mehr Ressourcen entnehmen, als wir ihr zurückgeben. Zunehmend wird deutlich, dass Konzepte wie Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft allein nicht ausreichen, um geschädigte Ökosysteme zu regenerieren und die Klimaziele zu erreichen.

Eine Antwort auf diese Herausforderung ist die regenerative Wirtschaft. Ihr Ansatz zielt darauf ab, der Erde mehr zurückzugeben, als wir ihr entnehmen – und die vorhandenen Ressourcen gerechter zu verteilen. Daraus entsteht nicht nur eine ökologische, sondern auch eine soziale Transformation.

Was ist regenerative Wirtschaft? 

Regenerative Wirtschaft bedeutet, dass sich Unternehmen aktiv dafür einsetzen müssen, bedrohte ökologische und soziale Ressourcen wieder aufzubauen und zu stabilisieren. 

Während Nachhaltigkeit darauf abzielt, negative Umweltauswirkungen zu vermeiden oder zu kompensieren und dabei auch soziale Aspekte zu berücksichtigen, geht regeneratives Wirtschaften einen Schritt weiter. Es strebt aktiv positive Effekte an, indem es nicht nur Schäden minimiert, sondern auch zur Regeneration von Ökosystemen und zur Verbesserung sozialer Systeme beiträgt. So wird ein Netto-Positiveffekt angestrebt, der über die bloße Schadensbegrenzung hinausgeht. 

Warum regeneratives Wirtschaften wichtig ist

1. Ganzheitlicher Ansatz 

Regenerative Wirtschaft betrachtet ökologische und soziale Neugestaltung als untrennbare Einheit. Dies erfordert ein Umdenken jenseits traditioneller Wirtschaftsmodelle und Marktmechanismen. 

2. Kritik am Profitmaximierungsprinzip 

Das Streben nach maximalem individuellem Nutzen bei minimalem Aufwand wird als problematisch angesehen. Dieses Prinzip berücksichtigt nicht die wahren ökologischen und sozialen Kosten wirtschaftlichen Handelns. 

3. Internalisierung externer Effekte 

Die regenerative Wirtschaft zielt darauf ab, bisher externalisierte Umwelt- und Sozialkosten in ökonomische Entscheidungen einzubeziehen. Dadurch sollen die tatsächlichen gesellschaftlichen Kosten sichtbar gemacht werden. 

4. Langfristige Perspektive 

Statt kurzfristiger Gewinnmaximierung steht die langfristige Erhaltung der planetaren Lebensgrundlagen im Fokus. Zukünftige ökologische und soziale Folgekosten werden antizipiert und in gegenwärtige Entscheidungen einbezogen. 

5. Gerechtigkeit als Ziel 

Die regenerative Wirtschaft strebt eine gerechtere Verteilung von Ressourcen und Wohlstand an. Die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich wird als Herausforderung gesehen, die es zu überwinden gilt 

Durch diesen ganzheitlichen Ansatz versucht die regenerative Wirtschaft, ökonomisches Handeln in Einklang mit ökologischen Grenzen und sozialer Gerechtigkeit zu bringen. 

Wie können Unternehmen regenerative Wirtschaft umsetzen? 

Regenerative Wirtschaft

Der Begriff Nachhaltigkeit wird heute politisch immer umfassender definiert. Die Corporate Sustainability Reporting Directive („CSRD“) der EU gibt beispielsweise vor, dass Nachhaltigkeitsberichte schrittweise für immer mehr Unternehmen verpflichtend werden. Modelle wie die Triple Bottom Line liefern dazu das inhaltliche Gerüst. Diese Berichtspflichten können allerdings auch einen problematischen Effekt haben: wenn Nachhaltigkeit lediglich als Aufgabe einer speziellen Abteilung in einem Unternehmen empfunden wird, kann dies Silo-Denken fördern und Wandel hemmen.

Beispiele für regeneratives Wirtschaften 

Vielmehr muss sich die gesamte Art des Wirtschaftens in einem Unternehmen transformieren, um regenerativ zu werden.

  • Ein Beispiel dafür ist die Purpose Economy, die in Deutschland als Verantwortungseigentum bekannt geworden ist. Diese richtet ein Unternehmen in seinem Wirken und seinen Inhaberstrukturen so aus, dass es sich selbst gehört und langfristig seinem Purpose, also seinem gesellschaftlichen Nutzen verpflichtet ist. 
  • Auch aus der Ressourcennutzung gibt es Beispiele wie regeneratives Wirtschaften funktionieren kann. Der Holzmodulbau etwa macht den nachwachsenden Rohstoff Holz für die Baubranche nutzbar und beweist, dass man auch ohne die fossile Ressource Beton schnell, funktional und rentabel bauen kann. 
  • Derartige Initiativen, wie auch die erneuerbaren Energien insgesamt, werden oft im Kontext der Kreislaufwirtschaft (Circular Economy) erwähnt. Diese ist ein gängiger Ansatz, um Nachhaltigkeit langfristig zu denken, unterscheidet sich aber in einigen wichtigen Punkten von der regenerativen Wirtschaft.

Regenerative Wirtschaft als Weiterentwicklung der Kreislaufwirtschaft 

Die Kreislaufwirtschaft wird für Unternehmen ebenfalls durch Verordnungen und Gesetzen schrittweise besser umsetzbar. Die Kreislaufwirtschaftsdirektive der EU und das deutsche Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG) sind darauf ausgerichtet, Unternehmenswachstum ohne (fossilen) Ressourcenverbrauch zu ermöglichen. Bereits in der Vergangenheit verbrauchte Ressourcen werden im Modell der Kreislaufwirtschaft allerdings nicht wiederhergestellt. Und genau liegt der Unterschied zur Regenerativen Wirtschaft, die den Fokus darauflegt, dass am Ende ein Plus für die Umwelt steht.

Regenerative Wirtschaft

Wohin bewegt sich die regenerative Wirtschaft? 

Als gesellschaftliche Bewegung steckt die regenerative Wirtschaft noch in den Kinderschuhen. Doch die verheerenden Folgen der Erderwärmung machen deutlich, dass es nicht reicht, diesen Prozess nur zu stoppen. Regeneration umfasst auch die Umkehrung negativer Umwelteffekte wie Biodiversitätsverlust, Bodendegradation und Wasserverschmutzung, ein sozial-ökologischer Prozess der Heilung. Dafür braucht es neben Unternehmen, die diese Art des Wirtschaftens umsetzen wollen, auch Privatpersonen, welche die Transformation mittragen.  

Auf der GLS Crowd finden Sie Unternehmen und Projekte, die eine regenerative Wirtschaftsweise vorantreiben. Mit einem Crowdinvestment können Sie diese unterstützen und gemeinsam den Wandel gestalten.

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