Das Bild zeigt eine Kundin die ein Paket in der Hand hat und neben einem ONO steht.

KEP und die City: Was ONOMOTION für die innerstädtische Mobilitätswende tut

Lesedauer: 10 Minuten

ONOMOTION gibt es seit fünf Jahren. Die Mission des jungen Berliner Unternehmens: Städte lebenswerter zu machen und einen kleinen Teil dafür zu tun, die Folgen des Klimawandels abzumildern – mit eCargobike-Lösungen. ONOMOTION-Gründer und CEO Beres Seelbach erklärt, was die „ONO“ Kurier-, Express- und Paketdiensten – kurz KEP – bietet und welches Potenzial noch im Vorzeige-Lastenfahrrad steckt.

Beres Seelbach ist in München aufgewachsen und hat viel Zeit in den Alpen verbracht. „Als Kind wollte ich die gute Bergluft immer mit in die Stadt nehmen.“ Während des Studiums war Beres Seelbach ein Jahr in China, wo Elektroroller und Fahrräder das Stadtbild bestimmen. „Da habe ich die Elektromobilität für mich entdeckt. Städte, in denen sich fast nur Elektrofahrzeuge bewegen, bieten eine deutlich bessere Lebensqualität. Und an der wollte ich mitarbeiten.“ Der Wahl-Berliner sammelte bereits in jungen Jahren Erfahrungen mit seinem ersten eigenen Unternehmen, „Lautlos durch Deutschland“. 2018 gründete er die ONOMOTION GmbH.

Starkes Team mit Vision

Zum ONOMOTION-Gründerteam gehört auch Murat Günak. Der ehemalige Mercedes-Chefdesigner hat nach über 30 Jahren die klassische Automobilindustrie verlassen, um sich bei ONOMOTION der grünen Mobilität zu widmen. Der Dritte im Bunde ist der Elektroleichtfahrzeugexperte und Ingenieur Philipp Kahle. Beres Seelbach sagt: „Die Elektromobilität hat uns drei zusammengebracht. Uns war von Anfang an klar: Elektroautos sind zwar besser als Benziner oder Diesel. Wir brauchen aber noch kleinere, flexiblere und leichtere Fahrzeuge.“ Ein Auto nehme viel Platz weg – auch wenn es elektronisch betrieben werde. Und Platz sei das, was in Städten fehle. „Wir mussten also ein neues Fahrzeug schaffen: eines, das die besten Eigenschaften von Elektrofahrrädern und Elektroautos vereint,“ so Seelbach.

„Uns war von Anfang an klar: Elektroautos sind zwar besser als Benziner oder Diesel. Wir brauchen aber noch kleinere, flexiblere und leichtere Fahrzeuge.“ 

„Uns war von Anfang an klar: Elektroautos sind zwar besser als Benziner oder Diesel. Wir brauchen aber noch kleinere, flexiblere und leichtere Fahrzeuge.“ 

Beres Seelbach

Geschäftsführer der ONOMOTION GmbH

Die ONO: Beitrag zur nachhaltigen Mobilitätswende

Das bietet die „ONO“: ein eCargobike mit modularem Aufbau und Wetterschutz. Die Funktionalität des Fahrzeugs sei einmalig. Die ONO verfügt über einen abnehmbaren Container. Zugang und Betrieb erfolgen schlüssellos per RFID-Chip. Eine Kabine schützt Insassen vor Wind, Regen und Kälte. Wichtig war Onomotion auch ein ansprechendes Design. Unternehmen sollen mit der ONO ihre Marke transportieren.

ONOMOTION hat ein eigenes Serviceteam für das eCargobike. Kund*innen können die ONO kaufen oder im „Rundum-Sorglos-Paket“ für eine monatliche Pauschale mieten – inklusive Versicherung, Wartung und Service. „So können wir das Fahrzeug möglichst lange in gutem Zustand halten, Bauteile ersetzen und in den Rohstoffkreislauf zurückführen.“ Entwicklung, Montage und Produktion der ONO würden nach Standards der Automobilbranche erfolgen, so Beres Seelbach. Das garantiere eine sehr hohe Zuverlässigkeit und Stabilität. „Das unterscheidet uns von eCargobike-Anbietern, die aus dem Privatkund*innenbereich kommen. Deren Fahrzeuge sind nicht für sehr harte Einsatzzwecke konzipiert.“

KEP: Die letzte Meile ist die teuerste

Hohe Anforderungen an Material und Funktionalität muss die ONO aber abkönnen. Denn ONOMOTION ist in der KEP-Branche unterwegs. Kund*innen sind Kurier-, Express- und Paketdienste. Und die kämpften mit der „letzten Meile“, so Beres Seelbach. Der Weg eines Pakets sei immer gleich: „Es wird irgendwo abgeholt oder vom Absender irgendwo abgegeben. Es kommt in ein Paketzentrum am Ausgangsort und wird von dort zu einem Paketzentrum in der Nähe des Zielorts befördert. Das ist die sogenannte „mittlere Meile“ – die eigentliche Langdistanz. Vom Paketzentrum am Zielort wird die Sendung auf der „letzten Meile“ zum Empfänger gebracht.“ Der Großteil der Kosten für eine Sendung entfalle auf diese letzten Kilometer. Und hierfür sei die ONO die ökonomischere und ökologisch nachhaltigere Alternative zum traditionellen Lieferwagen.

Logistikkonzept mit City-Hub für KEP


Dabei biete man nicht nur einfach ein neuartiges Fahrzeug. Man verkaufe ein neues Logistikkonzept. Ein eCargobike ersetzt einen Mercedes Sprinter nicht eins zu eins. Die Logistik muss komprimiert werden: In City-Hubs oder auch Mikro-Depots. City-Hubs sind zusätzliche Knotenpunkte, die KEP-Dienstleister als Umschlagbasis und Verteilerzentren nutzen. Hier lassen sich Sendungen zwischenlagern, um dann mit dem eCargobike in mehreren kurzen Touren verteilt zu werden. „Wir verstehen uns nicht als Fahrzeughersteller, sondern als Lösungsanbieter. Wir helfen unseren Kund*innen, von einem Sprinter-Einsatz zu einem eCargobike-Einsatz zu kommen, indem wir ihnen beibringen, wie City-Hubs funktionieren.“ Der Trend zum Hub sei unverkennbar. In vielen Städten gäbe es freie Flächen – in Parkhäusern oder im Einzelhandel. Die würden teilweise schon heute an Logistikdienstleister für die Zwischenlagerung vermietet. „Wir bringen unsere Kund*innen mit den Anbietern dieser Flächen zusammen. Und wir beraten Städte dahingehend, dass sie ihre Freiflächen sinnvoll zur Verfügung stellen.“

Entwicklung am Bedürfnis der Kund*innen

Bei der Entwicklung der ONO habe man eng mit Kund*innen wie Hermes, DPD und dem GLS Paketdienst zusammengearbeitet: „Wir haben regelmäßig Feedback eingeholt und haben Probe fahren lassen.“ Um die 65 Fahrzeuge seien mittlerweile auf der Straße. Mit denen sammele man wertvolle Erfahrungen. „Wir hören kontinuierlich auf die Rückmeldungen der Fahrer*innen. Das Kund*innenfeedback setzen wir bei der Optimierung der ONO ein.“ Man kann nicht alles auf einmal können – schon gar nicht als junges Unternehmen. ONOMOTION konzentriert sich auf Entwicklung, Marketing, Vertrieb und Service. In der Produktion arbeitet das Unternehmen derzeit noch mit einem Automobilzulieferer aus Süddeutschland zusammen. Perspektivisch soll das eCargobike inhouse hergestellt werden.

Im Spannungsfeld zwischen Ökonomie und Ökologie

Viele ökologisch orientierte Menschen sehen die starke Zunahme an Bestellungen im Internet kritisch. Die KEP-Branche steht für unnötige Transportwege, verstopfte Straßen und vermeidbaren Verpackungsmüll. Beres Seelbach ist bewusst, dass ONOMOTION in einem Spannungsfeld zwischen Ökologie und Ökonomie operiert. „Prinzipiell ist es natürlich vollkommen richtig: Je weniger wir konsumieren, desto besser für unseren Planeten. Und wenn wir uns davon möglichst wenig liefern lassen, ist das noch besser.“ Nichtsdestotrotz hätten Menschen Bedürfnisse – und die würden sie heute nun einmal zunehmend online stillen. Es gäbe zudem auch Lieferdienstleistungen mit nachhaltig positivem Impact: „Wir arbeiten zum Beispiel mit Firmen zusammen, die lokale Lebensmittel aus ländlichen Regionen in die Stadt bringen. Für diese Unternehmen muss sich die Logistik rechnen. Sie muss effizienter und schneller sein, damit sie eine möglichst große Durchdringung erreichen und eine möglichst große Wirkung entfalten können. Das ist ein wichtiger Bedarf, den wir mit unserer ONO decken können.“

Eine ONO steht vor einer Lagerhalle
Das eCargobike der ONOMOTION im Einsatz für die KEP-Branche

Die KEP-Branche ist auch immer wieder wegen schlechter Arbeitsbedingungen in der Kritik. Inwiefern leistet die ONO hier einen positiven Beitrag? „Zum einen haben wir unsere ONO natürlich ausgesprochen fahrer*innenfreundlich designed. Wir sorgen aber auch auf der gesellschaftlichen Ebene für bessere Arbeitsbedingungen.“ Wenn man als Kurierfahrer*in in einem Sprinter in der Stadt unterwegs sei, stehe man zwangsweise auf Bürgersteigen oder in zweiter Reihe. „Das kommt nicht wirklich gut an bei anderen Verkehrsteilnehmer*innen.“ Bei der ONO sei das ganz anders. „Unsere Hermes-Fahrer*innen bekommen sehr positive Rückmeldungen.“ Das mache viel mit ihnen. „Es geht auch um Würde und Anerkennung für die Branche. Das darf man nicht vergessen.“

Rücksicht nehmen ist wichtig

Was man nicht unterschätzen dürfe: Ein eCargobike sei es eben doch kein normales Fahrrad: „Eine ONO gehört weder auf den Radweg noch auf den Bürgersteig abgestellt.“ Hier versuche man, die Fahrer*innen zu sensibilisieren. Man habe zusammen mit dem Radlogistik Verband Deutschland (RLVD) einen Verhaltenskodex geschrieben. „Die ONO ist ein sehr großes Fahrrad. Damit muss man rücksichtsvoll umgehen.“ Insgesamt sei das Feedback von anderen Radfahrer*innen aber sehr positiv. „Die meisten verstehen, dass ONOs nicht zusätzlich Platz wegnehmen, sondern andere Lieferfahrzeuge ersetzen und damit Platz schaffen.“

Viele Perspektiven jenseits KEP

Bislang beliefert ONOMOTION noch ausschließlich die KEP-Branche. Der Lebensmittelhandel sei aber auf alle Fälle ein weiterer interessanter Markt, sagt Beres Seelbach. Mit Lieferservices habe sich hier seit Corona ein ganz neues Segment entwickelt. Auch Catering sei eine Option für die Zukunft. Dazu käme das ganze Thema Recycling: „Mit einer wendigen ONO bekommen wir unsere Rohstoffe wieder aus der Stadt befördert, wenn die Straßen zu eng sind für große Müllfahrzeuge.“ Auch für Handwerksbetriebe sei das eCargobike eine Alternative. Die Personenbeförderung wiederum wäre ein ganz anderes Feld. Deshalb habe man die ONO auch bewusst modular aufgebaut. Es gäbe zum Beispiel schon heute einen Prototyp für ein Personenmodul – quasi ein Taxi für innerstädtische Kurzstrecken. Perspektivisch ließe sich das auch mit einer App rufen. „Es gibt viele potentielle Märkte für uns. Jetzt müssen wir erst einmal Erfahrung sammeln und uns in unserem jetzigen Markt eine starke Position sichern. Dann können wir wachsen.“

Mit ONOs zum nachhaltig gesunden Stadtklima

Und inwieweit kann ONOMOTION unsere Städte nachhaltig lebenswerter machen? „Um auf dem Markt erfolgreich zu sein, müssen wir natürlich erst einmal das ökonomischere Angebot haben. Unsere ONO ist auch ökologisch die bessere Alternative. Für einen positiven Impact brauchen wir deshalb eine gute Durchdringung: Je mehr ONOs auf den Straßen unterwegs sind, desto besser für unser Stadtklima. Wir wissen also, was wir für eine nachhaltige Mobilitätswende zu tun haben.“

Vielen Dank für Deine Zeit, Beres!

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