ONOMOTION Gründer Philipp Kahle Bild: Edgard Berendsen

Philipp Kahle – der Ingenieur hinter dem eCargobike ONO

Die ONOMOTION GmbH hat seit dem 28. Dezember 2021 eine Doppelspitze: Philipp Kahle, der ehemalige technische Leiter und Co-Gründer des Berliner E-Cargobike-Herstellers und Mobilitätsdienstleisters, bildet zusammen mit Beres Seelbach die Geschäftsführung.

Wir haben Philipp zehn Fragen zur Mobilitätswende im urbanen Raum, dem emissionsarmen e-Cargobike ONO und seiner Motivation gestellt.

Was ist Deine persönliche Motivation, die Vision von ONOMOTION voranzutreiben?

Kahle: Ich lebe nun seit sehr vielen Jahren in Berlin. Da bekommt man von den Herausforderungen, vor denen wir in der innerstädtischen Mobilität stehen, viel mit. Mobilität interessiert mich als Ingenieur der Fahrzeugtechnik besonders. Ich stelle mir immer wieder die Fragen: Wie können wir Städte lebenswerter für Menschen gestalten? Welche Mobilitätslösungen gibt es und welche können wir entwickeln? Für mich ist die Lösung leise, emissionsarme, platzsparende und effiziente Fahrzeuge, wie zum Beispiel unsere ONO.

Die modulare Konzeption der Fahrzeuge ist hierfür wichtig, schließlich sehen wir in Städten viele Autos und Carsharing-Fahrzeuge, die 23 Stunden am Tag unbewegt herumstehen. Die auf- und abrollbaren Module auf der ONO erlauben verschiedene Einsatzmöglichkeiten des gleichen Fahrzeugs. Damit wird Mobilität neu gedacht – das ist mein Antrieb für die Entwicklung von ONOMOTION und die Vision, die uns tagtäglich antreibt. Beim Geschäftsmodell haben wir uns an dem Bedarf der Kund*innen in der Logistik orientiert und bieten daher die Mobilitätslösung ONO als Full-Mietservice, dem Vehicle-as-a-Service, an, ein Rundum-Sorglos-Paket, das unter anderem die Wartung, Reparatur und Versicherung beinhaltet.

Philipp, Du bist von Anfang an dabei, erst als Gründer und seit kurzem auch als Co-CEO der ONOMOTION GmbH. Wie kam es dazu?

Kahle: Das war eine gemeinsame Entscheidung, die wir im Gründer-Team getroffen haben. Wir merken, dass wir jetzt langsam von einem Jungunternehmen zu einem Scale-Up, also einem wachsenden Unternehmen, werden. Das Team wird größer, genauso wie die Herausforderungen der Unternehmensgestaltung. Also haben wir uns entschieden, dass ich dies mit Beres Seelbach als Geschäftsführer-Team weiterentwickeln werde. So wollen wir unser Unternehmen gestärkt und zusammen nach vorne bringen.

Lastenräder sind schon lange auf dem Markt. Was zeichnet die ONO aus und wo liegt ihr Alleinstellungsmerkmal?

Kahle: Das Wichtigste ist, dass wir unser eCargobike gemeinsam mit unseren Kund*innen wie beispielsweise Hermes entwickelt haben. Dadurch sind wir sehr nah an den Bedürfnissen dran. Dabei haben wir sicher auch davon profitiert, dass wir ein Jungunternehmen sind, weil wir eben nicht so behäbig sind wie ein alteingesessenes Unternehmen. Wir haben zusammen mit unseren Kund*innen die Anforderungen für ein eCargobike zusammengetragen und uns auf den Einsatz der ONO in der Paketzustellung konzentriert. Eine wichtige Erkenntnis war zum Beispiel, dass das eCargobike einen Laderaum über zwei Kubikmeter braucht, in den mindestens 200 Kilogramm zugeladen werden können – aber auch, dass unsere Lösung das ganze Jahr einsetzbar sein muss. Genau dieser Punkt unterscheidet uns von anderen Anbietern. Wir haben eine geschlossene Kabine, in der Fahrer*innen vor Witterung geschützt sind. Zudem haben wir mehr Elektronik verbaut, damit ist die ONO ein „smartes“ Fahrzeug.

Das emissionsarme e-Cargobike ONO
Bis zu 200 Kilogramm kann die ONO im separaten Laderaum umweltfreundlich transportieren.

Wie unterscheidet sich die ONO von einem Lastenfahrrad für den persönlichen Gebrauch?

Kahle:  Unsere ONO ist an die Automobil-Technik angelehnt. Dadurch kann das Fahrzeug optimal bedient werden. Die ONO verfügt über eine automatische Feststellbremse und einen RFID-Schlüssel. Nur mit diesem besonderen Schlüssel ist es möglich, das Fahrzeug zu bedienen und den Container zu öffnen. Darüber hinaus hat die ONO einen Wetter- und Spritzschutz, sodass das eCargobike ganzjährig im Einsatz sein kann. Damit beim Fahrzeug alles reibungslos läuft, bieten wir Wartung und Service in einem perfekten Rundum-sorglos-Paket an. Schließlich liegt uns die Zufriedenheit unserer Kund*innen am Herzen. Sie sollen möglichst lange Freude an unserer ONO haben. Das unterscheidet uns vom Wettbewerb.

Worauf hast Du bei der Konzeption der ONO geachtet?

Kahle: Das Konzept ist aus einer Teamleistung entstanden. Wir haben darauf geachtet, dass neben der Technik und ökologischen Nachhaltigkeit auch das Design im Vordergrund steht. Vor allem der sparsame Verbrauch von Ressourcen war uns wichtig. Wir verzichten bewusst auf eine mehrschichtige Innenverkleidung, um Ressourcen zu sparen. Dazu kommt, dass die austauschbaren Akkus, die wir für unsere ONO verwenden, sehr klein sind. Unser Grundanspruch ist aufzuzeigen, dass ein emissionsarmes Fahrzeug alle Aufgaben eines herkömmlichen Transporters übernehmen kann. Allerdings mit einem Viertel der Grundfläche und einem Zehntel des Gewichts.

Das emissionsarme e-Cargobike ONO
Der Vorteil der ONO im Vergleich zu herkömmlichen Transportern ist, dass sie klein, leicht und wendig ist.

Das Angebot der ONO richtet sich an kommerzielle Kund*innen. Wann kommt die ONO für die Privatleute auf den Markt?

Kahle: Bevor wir mit der Entwicklung der ONO angefangen haben, haben wir uns die Frage gestellt: Wo liegen die größten Herausforderungen im innerstädtischen Verkehr? Unsere Feststellung: Diese Herausforderungen liegen im Logistik-Bereich. Das heißt, wie wird Ware von Punkt A nach Punkt B gebracht. Wir möchten genau da anpacken, wo klassische Transporter in der zweiten oder dritten Reihe parken und den Verkehr behindern. Dabei haben wir auch bedacht, dass Fahrzeuge für den gewerblichen Gebrauch andere Anforderungen erfüllen müssen als Fahrzeuge für Privatpersonen. Daher wollten wir im ersten Schritt ein robustes und langlebiges Fahrzeug für den gewerblichen Einsatz entwickeln. Unser nächster Schritt wird sein, die ONO so weiterzuentwickeln, dass man mit dem Fahrzeug auch Personen transportieren kann. Da arbeiten wir gerade an einer innovativen Lösung. Und im übernächsten Schritt denken wir darüber nach, die ONO für den Individualverkehr zu entwickeln. Du merkst, wir haben noch einiges mit unserer ONO vor.

Worin liegt der ökonomische Mehrwert der ONO?

Kahle: Die ONO wurde so konstruiert, dass sie lange und mehrere Lebenszyklen hält. Alle Teile lassen sich unkompliziert austauschen, sodass sich unsere ONO immer wieder instand setzen lässt. Dabei haben wir uns an dem Cradle-to-Cradle-Prinzip orientiert. Um das kundenfreundlich zu gestalten, haben wir unser Fullservice-Mietmodell, welches unter anderem aus Wartung und Versicherung besteht. Das ist der Mehrwert, den wir unseren Kund*innen bieten.

Habt Ihr schon Kontakt zu großen Kund*innen wie zum Beispiel DHL hergestellt?

Kahle: Wir stehen schon seit Beginn mit Geschäftskund*innen wie UPS, Hermes, DPD und GLS, dem Paketdienst, in Kontakt. Das waren auch unsere ersten Abnehmer*innen. Die ONO ist dank dieser Geschäftsbeziehungen schon in Berlin, Hamburg, München und Leipzig auf den Straßen unterwegs. Unsere Geschäftskund*innen kommen vorwiegend aus der Kurier-, Express- und Paketdienstbranche – kurz KEP – aber auch Unternehmen aus anderen Branchen, Berliner Start-ups und Lokalunternehmen setzen die ONO ein.

Das ONO-Team hat bereits Investor*innen überzeugt. Was hat die Geldgeber*innen an Eurem Konzept überzeugt?

Kahle: Das steigende Umweltbewusstsein auf Seite der Investor*innen kommt unserem Geschäftsmodell zugute. Wir sind jetzt schon fünf Jahre dabei und haben einige Investor*innen gewinnen können. Am Anfang war es eine Herausforderung. Wir waren ganz klein und haben neu angefangen. Wichtig war für uns, dass wir zwei Family-Offices und einen strategischen Investor aus dem Automobil-Bereich akquirieren konnten, die großes Vertrauen in das Team und unsere Vision haben. Diesen Vertrauensvorschuss wissen wir sehr zu schätzen.

Wo siehst Du ONOMOTION in fünf Jahren?

Kahle: Wir möchten die Mobilität in urbanen Räumen mitgestalten – und zwar so, dass die Menschen die Verbesserungen in der Lebensqualität auch spüren. In fünf Jahren sehe ich das auch im europäischen Ausland. Wir sind schon jetzt in deutschen Städten aktiv, wollen aber auch im Ausland weiterwachsen. Und vor allem sehe ich uns nicht nur im Warentransport, sondern auch im Personentransport und darüber hinaus.

Vielen Dank für das Gespräch, Philipp.

Philipp Kahle ist Ingenieur und hat an der technischen Universität Berlin Fahrzeugtechnik studiert. 2016 gründete er zusammen mit Beres Seelbach die ONOMOTION GmbH. 2021 wurde er in die Geschäftsführung berufen.

Newsletter abonnieren