Antizyklisch investieren: Warum Geldanlage auch in Krisenzeiten wichtig ist Bild: Karolina von Pexels

Antizyklisch investieren: Erfolgreich gegen den Trend anlegen

Lesedauer: 5 Min.

Antizyklisches Investieren ist eine Anlagestrategie, die sich gezielt gegen aktuelle Trends stellt. Insbesondere in Zeiten des Umbruchs und der Krisen kann dies sinnvoll sein.  

Das Leben vollzieht sich in natürlichen Zyklen, sie beeinflussen unsere Umwelt und unser Verhalten. Beim antizyklischen Investieren geht man davon aus, dass auch Wirtschaft und Finanzmärkte diesen zyklischen Mustern von Aufschwung und Abschwung folgen. 

Wir erklären in diesem Artikel, was antizyklisches Investieren ausmacht und welche Möglichkeiten und Risiken sich für Anleger*innen ergeben. 

Natur und Wirtschaft folgen Zyklen

Die Jahreszeiten, die Mondphasen, der Tag-Nacht-Rhythmus: Die Natur funktioniert in Zyklen. Sie manifestieren sich in unserem Alltag und leiten uns in unserem Verhalten. Auch gesellschaftliches Leben findet in Zyklen statt. Im Hinblick auf Volkswirtschaften haben Wissenschaftler schon im 19. Jahrhundert erkannt, dass Konjunkturphasen sich in regelmäßigen Abständen wiederholen. Das hat Auswirkungen auf die Kapitalmärkte: Viele Anleger orientieren sich bei ihren Investitionsentscheidungen an konjunkturellen Faktoren.

Grundlagen des antizyklischen Investierens

Antizyklisches Investieren ist daher eine Anlagestrategie, bei der Investoren bewusst entgegen dem vorherrschenden Markttrend handeln. Der Grundgedanke besteht darin,  

  • Wertpapiere zu kaufen, wenn die Kurse fallen und die allgemeine Marktstimmung negativ ist, 
  • Wertpapiere zu verkaufen, wenn die Kurse steigen und Optimismus vorherrscht. 

Diese Strategie basiert auf der Annahme, dass Finanzmärkte dazu neigen, zu überreagieren – sowohl nach oben als auch nach unten.  Antizyklisches Investieren wird daher auch als Contrarian-Strategie bezeichnet. 

Grundsätzlich gehen Anleger beim antizyklischen Investieren also davon aus, dass auf fallende Kurse wieder steigende Kurse folgen werden und umgekehrt.

In welchen Konjunkturphasen ist antizyklisches Investieren sinnvoll? 

In Volkswirtschaften lässt sich meist eine Abfolge von vier Phasen erkennen: der sogenannte Konjunkturzyklus. Um die Möglichkeiten antizyklischen Investierens einzuschätzen, kann es sinnvoll sein, den Konjunkturzyklus genauer zu betrachten.

Aufschwung (Expansion) Hochkonjunktur (Boom) Abschwung (Rezession) Tiefphase (Depression)
Arbeitslosigkeit niedrig sehr niedrig steigt an hoch
Produktion steigt an sehr hoch sinkt niedrig
Nachfrage hoch sehr hoch sinkt niedrig
Preisniveau steigt an sehr hoch sehr hoch niedrig

Auswirkungen der Konjunkturphasen auf Kapitalmärkte und Anlagestrategien 

Auch Kapitalmärkte entwickeln sich zyklisch. 

  • In Aufschwungsphasen (Bullenmärkte) steigen die Börsenkurse, da das Vertrauen der Anleger wächst und vermehrt investiert wird. Dies führt zu einer Eigendynamik steigender Kurse: je mehr Anleger investieren, desto stärker steigen die Kurse. 
  • In Abschwungsphasen (Bärenmärkte) schwindet das Vertrauen. Anleger verkaufen aus Angst vor Verlusten, was die Kurse weiter fallen lässt und eine Abwärtsspirale auslöst. 

Dieser Anlegerverhalten bezeichnet man auch als prozyklisches Investieren. Ein möglicher Nachteil:  Anleger kommen unter Umständen zu spät und investieren in bereits wieder abflauende Trends. 

Wer hingegen antizyklisch investiert, lässt sich nicht von dieser Dynamik leiten, sondern schwimmt gewissermaßen gegen den Strom. In der Praxis gibt es verschiedene Ansätze des antizyklischen Investierens. 

Eine Frau sitzt an einem Laptop und schaut auf eine Kursentwicklung auf dem Bildschirm.
© Anna Tarazevich | Pexels

5 Strategien des antizyklischen Investierens 

Wer als Anleger antizyklisch investiert, kauft Wertpapiere, wenn die Preise fallen, und verkauft, wenn sie steigen. Diese Strategie basiert auf dem Prinzip der Mean Reversion. Dieses besagt, dass Märkte zu Übertreibungen neigen und sich langfristig wieder einem Mittelwert annähern.

Es gibt verschiedene Ansätze, um antizyklisch zu investieren. 

1. Einzeltitelauswahl

Anleger suchen nach Unternehmen, deren Aktienkurse stark gefallen sind, deren Fundamentaldaten aber weiterhin stark sind.

2. Sektorrotation

Anleger investieren in Sektoren, die momentan unbeliebt sind und meiden solche, die gerade im Trend liegen oder wechseln zwischen verschiedenen Branchen.

3. Asset-Allokation

Anleger verschieben ihr Kapital in verschiedene Anlageklassen, die derzeit niedrig bewertet sind, und ziehen es aus hoch bewerteten Klassen ab. 

4. Value Investing

Anleger suchen nach Schnäppchen, indem sie Unternehmen analysieren, deren Marktpreis niedriger ist als ihr tatsächlicher Wert.

5. Contrarian Investing

Anleger kaufen, wenn die Mehrheit verkauft, und verkaufen, wenn die Mehrheit kauft, handeln also entgegen der allgemeinen Marktmeinung.

© Markus Spiske / Unsplash

Antizyklisches Investieren im nachhaltigen Crowdinvesting 

Beim antizyklischen Investieren im Bereich des nachhaltigen Crowdinvestings gibt es einige wichtige Punkte zu beachten:  

Nachhaltigkeitsaspekt

Nachhaltige Investments gelten tendenziell als krisenresilienter. Ein gutes Beispiel hierfür sind erneuerbare Energien: Projekte, die Strom durch Wind und Sonne erzeugen, sind unabhängiger von Energieimporten und globalen Preisschwankungen.

In Zeiten sinkender Kursentwicklung können Investitionen in nachhaltige Märkte diese stabilisieren. Crowdinvesting bietet die Möglichkeit, nachhaltige Unternehmen vor Überreaktionen der Märkte zu schützen. 

Vorsichtsmaßnahmen 

  • Begrenzte Liquidität: Anders als bei börsennotierten Aktien ist es bei Crowdinvesting-Projekten oft schwierig, die Anteile vor Projektende zu verkaufen. Planen Sie daher langfristig. 
  • Sorgfältige Analyse: Prüfen Sie jedes Projekt gründlich. Nur weil etwas nachhaltig und momentan unpopulär ist, heißt das nicht automatisch, dass es eine gute Investition ist. 
  • Diversifikation: Streuen Sie Ihr Risiko, indem Sie in verschiedene nachhaltige Projekte und Branchen investieren. 
  • Informationsasymmetrie: Bei Crowdinvesting-Projekten haben Sie oft weniger Informationen als bei börsennotierten Unternehmen. Berücksichtigen Sie dies in Ihrer Entscheidungsfindung. 

Antizyklisches Investieren im nachhaltigen Crowdinvesting erfordert ein gutes Verständnis der Märkte, eine sorgfältige Auswahl der Projekte und die Bereitschaft, gegen den Strom zu schwimmen.  
 
Es bietet die Chance, finanzielle Ziele mit ökologischen und sozialen Aspekten zu verbinden, erfordert aber auch ein hohes Maß an Vorsicht und Recherche. Verantwortungsbewusste Anleger können so Wege finden, um eine antizyklische Anlagestrategie mit nachhaltigem Bewusstsein zu verbinden und gleichzeitig von den potenziellen Vorteilen des Crowdinvestings zu profitieren. 

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FAQ zum Antizyklischen Investieren

Antizyklisches Investieren bedeutet, gegen den allgemeinen Markttrend zu investieren. Das heißt, Anleger kaufen Wertpapiere, wenn die Preise fallen, und verkaufen, wenn die Preise steigen, um von den Marktzyklen zu profitieren.

Die Risiken beim antizyklischen Investieren umfassen die Möglichkeit, dass die Preise weiter fallen, nachdem man investiert hat, sowie die Unsicherheit über den Zeitpunkt der Marktumkehr. Daher erfordert diese Anlagestrategie fundierte Kenntnisse des Kapitalmarktes, Geduld und eine langfristige Perspektive.

Es gibt verschiedene Ansätze, um antizyklisch zu investieren, darunter das gezielte Kaufen von unterbewerteten Aktien während eines Marktabschwungs oder das Investieren in Branchen, die in einer Rezession besonders stark betroffen sind, aber langfristig Erholungspotenzial haben.

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Mean Reversion.
Mean Reversion ist ein Finanzkonzept, das besagt, dass der Preis eines Vermögenswerts im Laufe der Zeit dazu tendiert, zu seinem historischen Durchschnitt oder Mittelwert zurückzukehren. Diese Theorie impliziert, dass extreme Preisschwankungen temporär sind und dass der Preis langfristig wieder zu einem stabilen Durchschnittsniveau zurückkehrt.