Was ist Kreislaufwirtschaft?
Kreislaufwirtschaft beschreibt ein Wirtschaftssystem, das darauf ausgerichtet ist, Stoffkreisläufe zu schließen und ein sogenanntes zirkuläres Wirtschaftssystem aufzubauen. Im Gegensatz zur traditionellen linearen Wirtschaft, die dem „Nehmen-Herstellen-Wegwerfen“-Prinzip folgt, strebt die Kreislaufwirtschaft danach, Materialien in einen Kreislauf zu führen und eine nachhaltige Nutzung von Ressourcen zu fördern. Müll soll weitestgehend vermieden werden. Inspiration bieten die natürlichen Stoffkreisläufe der Erde. Diese sind grundsätzlich regenerativ und schaffen Nährstoffe für andere Lebewesen.
Diese Infografik des Wissenschaftlichen Dienstes des Europäischen Parlaments gibt einen Überblick über das Modell der Kreislaufwirtschaft:
Rund um das Thema Kreislaufwirtschaft gibt es verwandte (Design)-Konzepte mit anderen Schwerpunkten.
Kreislaufwirtschaft, Circular Economy und Cradle to Cradle: Das sind die Unterschiede
Kreislaufwirtschaft:
Die Kreislaufwirtschaft im engeren Sinne bezieht sich auf den gesetzlich definierten, abfallwirtschaftlichen Ansatz in Deutschland, der im Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG) definiert ist. Außerdem schafft die im Dezember 2024 beschlossene Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS) den politischen Rahmen. Die Kreislaufwirtschaft fokussiert sich auf:
- Abfallmanagement und Recycling
- Umsetzung der fünfstufigen Abfallhierarchie: Vermeidung > Vorbereitung zur Wiederverwendung > Recycling > Verwertung > Beseitigung
Beispiel: Ein Mobilfunkhersteller entwickelt modulare Smartphones, bei denen Kunden einzelne Komponenten wie Kamera, Akku oder Speicher einfach austauschen oder aufrüsten können. Nach der Nutzung können die Geräte zurückgegeben werden. Die zurückgegebenen Smartphones werden dann entweder aufgearbeitet und als generalüberholte Geräte wiederverkauft oder in ihre Einzelteile zerlegt und recycelt.
Circular Economy:
Circular Economy geht über den engen Rahmen der Kreislaufwirtschaft hinaus und umfasst einen ganzheitlichen, internationalen Ansatz zur Lebenszyklusbetrachtung. Dieser systemische Lösungsansatz geht globale Herausforderungen wie Klimawandel, Biodiversitätsverlust, Abfall und Umweltverschmutzung an. Das Design von Produkten und Materialien spielt auch hier eine zentrale Rolle. Die wichtigsten Prinzipien sind:
- Abfall und Umweltverschmutzung vermeiden
- Produkte und Materialien im Kreislauf führen
- Die Natur regenerieren
Beispiel: Ein Jeanshersteller bietet ein Leasing-Modell für Jeans an, bei dem Kunden die Hosen mieten statt kaufen und nach der Nutzung zurückgeben können. Nach Rückgabe werden die Jeanshosen aufbereitet und erneut vermietet oder recycelt.
Cradle to Cradle (C2C):
Cradle to Cradle, übersetzt “von der Wiege zur Wiege”, ist ein innovatives Konzept, das Ende der 1990er Jahre von dem Chemiker Dr. Michael Braungart und dem Architekten William McDonough entwickelt wurde. Die wichtigsten Aspekte sind:
- Radikales Designprinzip für endlose Materialkreisläufe
(Alle modulierbaren Komponenten eines Produktes müssen wiederverwendbar sein oder sich biologisch abbauen können)
- Unterscheidet zwischen biologischen und technischen Nährstoffen
- Nutzung erneuerbarer Energien: Eine Produktion soll ausschließlich mit sauberen, erneuerbaren Energiequellen erfolgen.
Beispiel: Ein Teppichhersteller entwickelt vollständig recycelbare Teppichfliesen, die nach der Nutzung einfach demontiert, zu neuen Produkten verarbeitet oder in ihre Grundbestandteile zerlegt werden können.
Bedeutung der Kreislaufwirtschaft für Mensch, Umwelt und Wirtschaft
Die Umsetzung der Kreislaufwirtschaft bietet erhebliche Vorteile für die Umwelt und Wirtschaft. Außerdem ist Sie ein wichtiger Baustein, um die Pariser Klimaziele 2030 einzuhalten und unsere Lebensgrundlage – die Erde – zu schützen.

- Klimaschutz: Reduzierung von Treibhausgasemissionen durch effizientere Ressourcennutzung.
- Regenerative Systeme: Natürliche Systeme werden geschützt und wiederhergestellt.
- Ressourcenschonung: Einsparung wertvoller Ressourcen durch Recycling und Wiederverwendung.
- Wirtschaftliche Chancen: Förderung von Innovationen und Schaffung neuer Geschäftsmodelle.
Diese Vorteile werden auch mit dem Unternehmensprinzip der Triple Bottom Line angestrebt, das ökologische, soziale und ökonomische Nachhaltigkeit gleichermaßen fokussiert.
Praxisbeispiele der Kreislaufwirtschaft in Deutschland
- Schüco: Das Unternehmen produziert Fensterrahmen, die vollständig demontierbar und wieder verwertbar sind. Jedes Material erhält einen „digitalen Produktpass“, der seine Wiederverwertbarkeit sichert.
- Sykell: Ein Mehrwegsystem für die Gastronomie, das Pfandlösungen ohne Apps oder Registrierung ermöglicht und so Kreisläufe im Alltag etabliert.
- Merijaan: Ein Startup, das Plastikabfälle aus dem Meer sammelt und zu langlebigen Surfboards recycelt – ein Beispiel für „Ocean Positive“-Design.
Herausforderungen der Kreislaufwirtschaft
Eine Umsetzung der Kreislaufwirtschaft steht noch vor grundsätzlichen Herausforderungen:
- Systemische Transformation: Grundlegende Veränderungen der Wirtschaftsweise und in Produktions- und Konsummustern sind erforderlich.
- Digitalisierung als Enabler: Digitale Technologien wie Blockchain-basierte Materialpässe spielen eine Schlüsselrolle bei der Optimierung von Materialflüssen.
- Politische Rahmenbedingungen: Es bedarf umfassender Strategien und Gesetze zur Förderung der Kreislaufwirtschaft, wie die Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS) zeigt.
- Forschung und Innovation: Die kontinuierliche Entwicklung neuer Technologien und Prozesse ist notwendig, beispielsweise im Bereich des chemischen Recyclings.
Fazit zur Kreislaufwirtschaft
Die Kreislaufwirtschaft bietet einen vielversprechenden Ansatz, um wirtschaftliches Wachstum von Ressourcenverbrauch und Umweltbelastung zu entkoppeln. Mit den richtigen Rahmenbedingungen und Innovationen kann sie einen wesentlichen Beitrag zu einer regenerativen Wirtschaft und Gesellschaft leisten.
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