Ein blaues Verkehrsschild mit weißen Pfeilen, das einen Kreisverkehr symbolisiert. Im Hintergrund ist eine grüne Landschaft mit Bäumen und Wegweisern zu sehen. Das Schild könnte symbolisch für die Kreislaufwirtschaft stehen, die auf Wiederverwendung und Recycling basiert. Bild: Matt Seymour | Unsplash

Kreislaufwirtschaft einfach erklärt

Lesedauer: 5 Minuten

433 Kilo Haushaltsmüll pro Kopf wurden 2023 in Deutschland verursacht – etwa 8,3 Kilo pro Woche. Laut Statistischem Bundesamt ist das der niedrigste Wert seit Beginn der Erhebungen im Jahr 2004. Allerdings kann ein großer Teil des Mülls nicht recycelt werden. Vieles landet in Verbrennungsanlagen oder wird auf Mülldeponien endgelagert. Einen ganzheitlichen Lösungsvorschlag für dieses Problem bietet die Kreislaufwirtschaft. Dieses Modell zielt darauf ab, Ressourcen effizient zu nutzen, Abfälle zu minimieren und den Wert von Produkten und Materialien möglichst lange zu erhalten. Es denkt Wirtschaft als geschlossenen Kreislauf, der Ökosysteme erhält, statt sie auszubeuten oder gar zu zerstören. 
 
In diesem Artikel geben wir Ihnen einen Überblick über die wichtigsten Aspekte der Kreislaufwirtschaft – von den Grundprinzipien über die Herausforderungen bis hin zu interessanten Beispielen. 

Was ist Kreislaufwirtschaft?

Kreislaufwirtschaft beschreibt ein Wirtschaftssystem, das darauf ausgerichtet ist, Stoffkreisläufe zu schließen und ein sogenanntes zirkuläres Wirtschaftssystem aufzubauen. Im Gegensatz zur traditionellen linearen Wirtschaft, die dem „Nehmen-Herstellen-Wegwerfen“-Prinzip folgt, strebt die Kreislaufwirtschaft danach, Materialien in einen Kreislauf zu führen und eine nachhaltige Nutzung von Ressourcen zu fördern. Müll soll weitestgehend vermieden werden. Inspiration bieten die natürlichen Stoffkreisläufe der Erde. Diese sind grundsätzlich regenerativ und schaffen Nährstoffe für andere Lebewesen.

Diese Infografik des Wissenschaftlichen Dienstes des Europäischen Parlaments gibt einen Überblick über das Modell der Kreislaufwirtschaft:

Infografik des Modells der Kreislaufwirtschaft mit einem farbigen Kreisschema. Die einzelnen Schritte sind: Rohstoffe, nachhaltiges Design, Herstellung, Vertrieb, Verwendung/Wiederverwendung/Reparatur, Sammlung, Abfallbewirtschaftung und Restabfall. Der Text oben lautet: 'Modell der Kreislaufwirtschaft: weniger Rohstoffe, weniger Abfall, weniger Emissionen'. Quelle: Wissenschaftlicher Dienst des Europäischen Parlaments.

Rund um das Thema Kreislaufwirtschaft gibt es verwandte (Design)-Konzepte mit anderen Schwerpunkten.

Kreislaufwirtschaft, Circular Economy und Cradle to Cradle: Das sind die Unterschiede

Kreislaufwirtschaft:

Die Kreislaufwirtschaft im engeren Sinne bezieht sich auf den gesetzlich definierten, abfallwirtschaftlichen Ansatz in Deutschland, der im Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG) definiert ist. Außerdem schafft die im Dezember 2024 beschlossene Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS) den politischen Rahmen. Die Kreislaufwirtschaft fokussiert sich auf:

  • Abfallmanagement und Recycling
  • Umsetzung der fünfstufigen Abfallhierarchie: Vermeidung > Vorbereitung zur Wiederverwendung > Recycling > Verwertung > Beseitigung

Beispiel: Ein Mobilfunkhersteller entwickelt modulare Smartphones, bei denen Kunden einzelne Komponenten wie Kamera, Akku oder Speicher einfach austauschen oder aufrüsten können. Nach der Nutzung können die Geräte zurückgegeben werden. Die zurückgegebenen Smartphones werden dann entweder aufgearbeitet und als generalüberholte Geräte wiederverkauft oder in ihre Einzelteile zerlegt und recycelt.

Circular Economy:

Circular Economy geht über den engen Rahmen der Kreislaufwirtschaft hinaus und umfasst einen ganzheitlichen, internationalen Ansatz zur Lebenszyklusbetrachtung. Dieser systemische Lösungsansatz geht globale Herausforderungen wie Klimawandel, Biodiversitätsverlust, Abfall und Umweltverschmutzung an. Das Design von Produkten und Materialien spielt auch hier eine zentrale Rolle. Die wichtigsten Prinzipien sind:

  • Abfall und Umweltverschmutzung vermeiden
  • Produkte und Materialien im Kreislauf führen
  • Die Natur regenerieren

Beispiel: Ein Jeanshersteller bietet ein Leasing-Modell für Jeans an, bei dem Kunden die Hosen mieten statt kaufen und nach der Nutzung zurückgeben können. Nach Rückgabe werden die Jeanshosen aufbereitet und erneut vermietet oder recycelt.

Cradle to Cradle (C2C):

Cradle to Cradle, übersetzt “von der Wiege zur Wiege”, ist ein innovatives Konzept, das Ende der 1990er Jahre von dem Chemiker Dr. Michael Braungart und dem Architekten William McDonough entwickelt wurde. Die wichtigsten Aspekte sind:

  • Radikales Designprinzip für endlose Materialkreisläufe 
    (Alle modulierbaren Komponenten eines Produktes müssen wiederverwendbar sein oder sich biologisch abbauen können)
  • Unterscheidet zwischen biologischen und technischen Nährstoffen
  • Nutzung erneuerbarer Energien: Eine Produktion soll ausschließlich mit sauberen, erneuerbaren Energiequellen erfolgen.

Beispiel: Ein Teppichhersteller entwickelt vollständig recycelbare Teppichfliesen, die nach der Nutzung einfach demontiert, zu neuen Produkten verarbeitet oder in ihre Grundbestandteile zerlegt werden können.

Bedeutung der Kreislaufwirtschaft für Mensch, Umwelt und Wirtschaft

Die Umsetzung der Kreislaufwirtschaft bietet erhebliche Vorteile für die Umwelt und Wirtschaft. Außerdem ist Sie ein wichtiger Baustein, um die Pariser Klimaziele 2030 einzuhalten und unsere Lebensgrundlage – die Erde – zu schützen.

Unterwasseraufnahme von Plastikmüll, der im Meer treibt. Verschiedene Arten von Abfall, darunter Plastikstreifen, Netze und Verpackungen, sind sichtbar. Kleine Fische schwimmen um den Müll herum. Das Bild symbolisiert die Umweltverschmutzung durch Plastik und deren Auswirkungen auf das marine Ökosystem.
Naja Bertolt | Unsplash
  • Klimaschutz: Reduzierung von Treibhausgasemissionen durch effizientere Ressourcennutzung.
  • Regenerative Systeme: Natürliche Systeme werden geschützt und wiederhergestellt.
  • Ressourcenschonung: Einsparung wertvoller Ressourcen durch Recycling und Wiederverwendung.
  • Wirtschaftliche Chancen: Förderung von Innovationen und Schaffung neuer Geschäftsmodelle.

Diese Vorteile werden auch mit dem Unternehmensprinzip der Triple Bottom Line angestrebt, das ökologische, soziale und ökonomische Nachhaltigkeit gleichermaßen fokussiert.

Praxisbeispiele der Kreislaufwirtschaft in Deutschland

  1. Schüco: Das Unternehmen produziert Fensterrahmen, die vollständig demontierbar und wieder verwertbar sind. Jedes Material erhält einen „digitalen Produktpass“, der seine Wiederverwertbarkeit sichert.
  1. Sykell: Ein Mehrwegsystem für die Gastronomie, das Pfandlösungen ohne Apps oder Registrierung ermöglicht und so Kreisläufe im Alltag etabliert.
  1. Merijaan: Ein Startup, das Plastikabfälle aus dem Meer sammelt und zu langlebigen Surfboards recycelt – ein Beispiel für „Ocean Positive“-Design.

Herausforderungen der Kreislaufwirtschaft

Eine Umsetzung der Kreislaufwirtschaft steht noch vor grundsätzlichen Herausforderungen:

  • Systemische Transformation: Grundlegende Veränderungen der Wirtschaftsweise und in Produktions- und Konsummustern sind erforderlich.
  • Digitalisierung als Enabler: Digitale Technologien wie Blockchain-basierte Materialpässe spielen eine Schlüsselrolle bei der Optimierung von Materialflüssen.
  • Politische Rahmenbedingungen: Es bedarf umfassender Strategien und Gesetze zur Förderung der Kreislaufwirtschaft, wie die Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS) zeigt.
  • Forschung und Innovation: Die kontinuierliche Entwicklung neuer Technologien und Prozesse ist notwendig, beispielsweise im Bereich des chemischen Recyclings.

Fazit zur Kreislaufwirtschaft

Die Kreislaufwirtschaft bietet einen vielversprechenden Ansatz, um wirtschaftliches Wachstum von Ressourcenverbrauch und Umweltbelastung zu entkoppeln. Mit den richtigen Rahmenbedingungen und Innovationen kann sie einen wesentlichen Beitrag zu einer regenerativen Wirtschaft und Gesellschaft leisten.

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Lebenszyklusbetrachtung.
Die Lebenszyklusbetrachtung ist ein ganzheitlicher Ansatz zur umfassenden Analyse und Bewertung eines Produkts, Prozesses oder Systems über alle Phasen seiner Existenz hinweg. Sie umfasst den gesamten Lebenszyklus von der Rohstoffgewinnung über Herstellung, Nutzung und Wartung bis hin zur endgültigen Entsorgung oder Wiederverwertung. Ziel ist es, die gesamten Umweltauswirkungen, Ressourcenverbräuche und Kosten zu erfassen und zu bewerten, um fundierte Entscheidungen für Verbesserungen und Optimierungen treffen zu können.