Herr Kiris, Sie realisieren seit 2011 Photovoltaikprojekte und nun auch PV-Projekte mit Batteriespeichern. Die Solarbranche verspricht Klimaschutz, steht aber auch in der Kritik zum Beispiel wegen Flächenverbrauch. Wie blicken Sie vor diesem Hintergrund auf Ihre Geschäftstätigkeit?
Für das Thema Erneuerbare Energien engagiere ich mich seit vielen Jahren, weil ich damit meinen Beitrag für eine sichere und lebenswerte Zukunft leisten kann. Gerade als Familienvater sehe ich mich da in einer besonderen Verantwortung. Das war auch einer der Hauptgründe dafür, dass die Consilium Gruppe 2011 ihr Engagement auf den Bereich Solarenergie ausgeweitet und seitdem eine Anlagenleistung von 125 MWp umgesetzt hat. Mit unserer Arbeit realisieren wir nicht nur zukunftsfähige Projekte, sondern tragen auch dazu bei, die Energieversorgung unseres Landes unabhängiger, sauberer und sicherer zu machen.
Das Solarpaket I der Bundesregierung hat wichtige Weichenstellungen für die Branche gebracht. Kritiker bemängeln, dass das Solarpaket I zu Lasten der Landwirtschaft geht. Wie bewerten Sie die aktuellen regulatorischen Entwicklungen?
In meinen Augen sorgt das Solarpaket I für wichtige Impulse, zum Beispiel über die Erhöhung der maximalen Gebotsgröße für Freiflächenanlagen von 20 MW auf 50 MW, wodurch die Realisierung von größeren und damit kosteneffizienteren Solarparks gefördert wird. Gleichzeitig erhöht es die Planungssicherheit und verbessert die Wirtschaftlichkeit der Projekte. Die neue Regelung, auch benachteiligte landwirtschaftliche Flächen für PV-Freiflächenanlagen zu öffnen, ist ebenfalls ein Fortschritt, da sie neue Entwicklungsmöglichkeiten erschließt und gleichzeitig einen Beitrag zur Flächeneffizienz leistet, insbesondere durch Konzepte wie Agri-PV.
Auch im Bereich der Speicher adressiert das Solarpaket I wichtige Punkte, indem es zum Beispiel die Stromsteuerbefreiung für Batteriespeicher neu fasst und Doppelbelastungen ausschließt. Zudem entfällt in bestimmten Konstellationen die Versorgereigenschaft von Batteriespeichern, was die Integration in den Markt erleichtert und neue Geschäftsmodelle ermöglicht.
Das Solarpaket I stellt meiner Meinung nach einen wichtigen und überfälligen Schritt dar, um die ambitionierten Ausbauziele für die Photovoltaik in Deutschland zu erreichen. Es schafft mehr Planungssicherheit für Investoren und Projektentwickler. Die Kombination aus Freiflächen- und Agri-PV sowie Speichern ist für uns der Schlüssel für die Energieversorgung der Zukunft, und das Solarpaket I bietet hierfür eine verbesserte Grundlage. Jetzt kommt es darauf an, die beschlossenen Maßnahmen zügig und unbürokratisch umzusetzen und das Momentum konsequent zu nutzen.
Wie kann ein typisches PV-Projekt gesellschaftlich nutzenbringend wirken?
Ein nachvollziehbares Beispiel für die Wirkung von typischen PV-Projekten sind die neun EEG-förderfähigen Freiflächen-PV-Pipelineprojekte mit und ohne Batteriespeicher, an deren Entwicklung und Bau wir aktuell arbeiten. Diese Projekte entfalten ihre Wirkung auf mehreren Ebenen. Ökologisch leisten sie einen unmittelbaren Beitrag zur CO₂-Vermeidung. Regional entstehen Arbeitsplätze sowohl in der Entwicklungs- als auch in der Bauphase, und lokale Partner werden in die Umsetzung eingebunden. Dies stärkt die regionale Wertschöpfung und fördert gleichzeitig die gesellschaftliche Akzeptanz vor Ort.

Blick auf die Solarmodule des Consilium Solarparks Heimsheim in Baden-Württemberg. Seit 2012 wird hier am Autobahnrandstreifen saubere Energie erzeugt.
Wie kann ein moderner Projektierer heute sein Wachstum nachhaltig steuern und trotzdem innovative Entwicklungen aufgreifen?
Um Wachstum nachhaltig zu gestalten, sollte eine mehrdimensionale Strategie verfolgt werden. Bei Consilium legen wir erstens Wert auf eine fundierte Projektentwicklung mit detaillierten Standortanalysen, sorgfältiger technischer Planung und einer frühzeitigen Einbindung der lokalen Gemeinschaften. Wir wollen Projekte realisieren, die langfristig Bestand haben und eine breite Akzeptanz finden. Zweitens setzen wir auf technologische Innovation – hier spielen Agri-PV und Batteriespeicher eine zentrale Rolle. Agri-PV ermöglicht, Flächen doppelt zu nutzen und damit den Flächenkonflikt zwischen Energieerzeugung und Landwirtschaft zu entschärfen. Dies ist entscheidend für ein nachhaltiges Wachstum, da knappe Flächenressourcen effizienter genutzt werden. Batteriespeicher wiederum sind die Schlüsseltechnologie zur Versorgungssicherheit in einem dezentralen Energiesystem. Sie machen unsere Projekte netzdienlich, verbessern die Wirtschaftlichkeit und entkoppeln Erzeugung und Verbrauch. Nachhaltigkeit bedeutet für uns, nicht nur ökologisch, sondern auch wirtschaftlich und sozial tragfähige Projekte zu realisieren.
Herr Kiris, Sie engagieren sich auch als Vorstand der Consilium Erneuerbare Energien eG. Was macht für Sie die Besonderheit und den Mehrwert einer Genossenschaft – gerade im Kontext der Energiewende – aus?
Was mich reizt, ist die Verbindung von langfristigem Denken, regionaler Verwurzelung und gemeinschaftlichem Nutzen. Eine Energiegenossenschaft schafft eine Plattform für echte Teilhabe, da jeder Mitglied werden, mitentscheiden und von den wirtschaftlichen Erfolgen profitieren kann. Darin sehe ich eine Chance, weil es die Brücke zwischen unternehmerischem Handeln und bürgerschaftlichem Engagement schlägt. Schließlich kann die Energiewende nur gelingen, wenn sie von einer breiten Basis getragen wird. Über eine Energiegenossenschaft lassen sich zudem auch Menschen erreichen, die sich nicht an klassischen Kapitalmarktprodukten beteiligen, aber dennoch Teil der Energiewende sein möchten. Gerade im ländlichen Raum schaffen wir so Strukturen, die nicht nur Strom liefern, sondern auch Identität und Gemeinschaft stiften – und das ist für mich persönlich der wahre Mehrwert einer dezentralen Energiewirtschaft.
Vielen Dank für das Gespräch, Herr Kiris.
Fazit
Das Gespräch mit Erol Kiris von Consilium zeigt die Komplexität von Projektentwicklung im Bereich erneuerbarer Energien. Die Energiewende braucht Unternehmen, die den Ausbau erneuerbarer Energien vorantreibt. Doch die Branche muss sich auch den Herausforderungen, zum Beispiel der Flächenkonkurrenz, stellen. Ob Technologien wie Agri-PV gute Lösungen bringen, bleibt abzuwarten. Klar ist: Gesellschaftliche Akzeptanz bleibt ein Schlüssel für die Energiewende.