Das Bild zeigt eine Frau vor ihrem Laptop Bild: Foto von Mikhail Nilov von Pexels

Anleihen: Wertpapiere für den größeren Finanzierungsbedarf

Lesedauer: 8 Minuten

Crowdfinanzierungen stellen bei einem Finanzmittelbedarf zwischen 500.000 und 3 Millionen Euro bereits ein etabliertes Instrument dar. Unternehmen können gesetzlich sogar bis zu 6 Millionen Euro per Crowdinvesting einwerben. Ist der Finanzierungsbedarf größer, sind Wertpapiere wie Anleihen eine Alternative. Wir erklären, was Sie als Investor*in über Anleihen – auch als Schuldverschreibung, festverzinsliches Wertpapier oder Bond bekannt – wissen sollten, und was diese von den Vermögensanlagen im klassischen Crowdinvesting unterscheidet.

 

Anleihen als Kredite auf Zeit

Anleihen sind ein klassisches Finanzierungsmittel. Anleger*innen überlassen dem Emittenten einen fixen Betrag für einen bestimmten Zeitraum. Dafür haben sie im Gegenzug ein Anrecht auf Zinsen. Der Emittent wiederum verpflichtet sich gegenüber den Zeichnern der Anleihe, Zinsen und Rückzahlung zu vereinbarten Terminen zu leisten. Anleihen sind damit Kredite auf Zeit.

Staatliche und privatwirtschaftliche Emittenten

Es gibt diverse Klassen von Anleihen. Sie unterscheiden sich unter anderem in der Ausgestaltung der Zinszahlungen und darin, wer sie ausstellt. So gibt es Bundeswertpapiere und Staatsanleihen anderer Länder. Im privatwirtschaftlichen Sektor erfüllen Unternehmensanleihen und Pfandbriefe von Banken und Versicherungen den Finanzierungsbedarf.

Schwarmfinanzierung über Wertpapier statt Vermögensanlage

Wer sein Geld in junge Unternehmen investieren möchte, kann das über klassische Crowdinvestments tun – meist als Vermögensanlagen in Form von Nachrangdarlehen. Eine Alternative sind Crowdbonds. Crowdbonds zählen wie Aktien, Anleihen, Fonds und ETFs zu den Wertpapieren. Wertpapiere „verbriefen“ ein Recht: eine Beteiligung an einem Unternehmen oder ein Schuldverhältnis. Ein wesentlicher Unterschied zwischen Wertpapieren und Vermögensanlagen ist die aufsichtsrechtliche Grundlage. Den Markt für Wertpapiere regelt das Wertpapierhandelsgesetz (WpHG), für Investments in Vermögensanlagen ist das Vermögensanlagengesetz (VermAnlG) relevant.

Verkauf mit oder ohne Prospekt

Auch die organisatorischen Anforderungen unterscheiden sich. Unternehmen, die eine Vermögensanlage anbieten möchten, müssen sich unter anderem vorab von der Finanzdienstleistungsaufsicht BaFin ein Vermögensanlageninformationsblatt (VIB) gestatten lassen. Das fasst die wichtigsten Eckdaten und Risiken der Anlage für potenzielle Investoren zusammen. Für Wertpapiere ist ein Wertpapierinformationsblatt (WIB) und ab einem Finanzierungsvolumen von 8 Millionen Euro ein umfangreicher Wertpapierprospekt erforderlich.

Höhere Standardisierung bei Wertpapieren

Ein weiterer Unterschied zwischen Vermögensanlage und Wertpapier: Bei Nachrangdarlehen nach dem Vermögensanlagengesetz schließt ein Unternehmen gleichlautende Darlehensverträge mit allen Investoren. Bei Crowdbonds nach dem Wertpapierhandelsgesetz begibt das Unternehmen eine Anleihe mit flexibler, aber definierter Ausgestaltung, die die Investoren zeichnen. Die Verwahrung der Wertpapiere erfolgt auf Depotkonten oder digital in Wallets. Gemein haben Crowd-Wertpapiere und Crowd-Vermögensanlagen die rein online-basierte Vermittlung über die Crowdinvesting-Plattform.

Als Inhaberpapiere handelbar

Wertpapiere sind nicht nur leichter zu verwalten. Sie bieten Investoren auch größere Flexibilität. Der Grund: Bei den meisten handelt es sich um sogenannte „Inhaberpapiere“. So geben Unternehmen zur Aufnahme von weiterem Kapital zum Beispiel Anleihen heraus. Diese basieren nicht auf gleichlautenden Verträgen zwischen Unternehmen und Investoren. Vielmehr verleiht der Besitz des Wertpapiers automatisch alle darin enthaltenen Rechte. Inhaberpapiere sind grundsätzlich übertrag- und damit austauschbar. Diese „Fungibilität“ gewährleistet, dass Anleger ihre Anteile jederzeit verkaufen können, wenn sie einen Käufer finden. Bei börsengelisteten Wertpapieren sorgen sogenannte „Market Maker“ – meist Banken oder Broker – für ausreichende Nachfrage und handeln gegebenenfalls auf eigenes Risiko und eigene Rechnung. Auch Anleihen können an der Börse gelistet und somit auf dem Kapitalmarkt gehandelt werden.  

Rangigkeit ist definierbar

Nicht nur Laufzeit, Rückzahlung und Verzinsung lassen sich bei Crowdbonds und prospektierten Anleihen individuell festlegen. Emittenten haben auch mehr Freiheit bei der Gestaltung der sogenannten „Rangfolge“. Sie regelt, ob und in welcher Reihenfolge das Unternehmen im Falle einer Zahlungsunfähigkeit seine Gläubiger bedienen muss. Weil Inhaber von Schuldverschreibungen Gläubiger sind, betrifft sie die Rangfolge direkt.

Nicht-nachrangige Anleihen

  • Inhaber von sogenannter „Senior Debt“ werden im Falle eines Insolvenzverfahrens vor nachrangigen Gläubigern bedient.

Nachrangige Anleihen

  • Wer in „Junior Debt“ investiert, erhält im Falle einer Insolvenz sein Geld erst dann zurück, wenn sämtliche Forderungsansprüche aller Gläubiger mit einem höheren Rang beglichen wurden.

Die Rangfolge macht den Unterschied

Diese Reihenfolge kann entscheidend sein. Bei Nachrangdarlehen, wie sie beim klassischen Crowdinvesting die Regel sind, besteht dadurch ein höheres Risiko einen Totalverlust zu erleiden. Dazu kommt oft der sogenannte „qualifizierte Rangrücktritt“. Der verpflichtet die Unternehmen schon dann fällige Zahlungen an Investoren einzustellen, wenn sie eine drohende Insolvenz abwenden müssen. Den Unternehmen gibt das Flexibilität bei finanziellen Engpässen. Für Investoren steigt aber das Risiko. Dem tragen entsprechend höhere Renditen Rechnung. Als Anleger sollten Sie deshalb genau abwägen, welche Art von Investment zu Ihrem Anlageprofil passt.

Fazit

Anleihen sind beim Crowdinvesting eine Alternative zur Vermögensanlage in Form von Nachrangdarlehen. Sie erlauben Unternehmen, sehr hohe Finanzierungsbedarfe zu decken. Bonds zeichnen sich in der Regel ebenfalls durch feste Zinsen und feste Laufzeit aus. Sie zählen aber zu den Wertpapieren. Dabei kann auch diese Anlageform nachrangig ausgestaltet sein – was zu einem höheren Risiko für Investoren führt.

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Hinweis: Der Artikel soll Ihnen unter anderem dabei helfen, die Risiken einer Geldanlage besser zu verstehen. Die Aufzählung einiger Risiken hat keinesfalls Anspruch auf Vollständigkeit. Beachten Sie daher bitte in jedem Fall unsere generellen Risikohinweise einschließlich unserer „Hinweise des Plattformbetreibers“ sowie die jeweiligen projektspezifischen Risikohinweise im Rahmen der einzelnen Investitionsangebote. Das Einstellen eines Projekts auf der Plattform stellt keine Investitionsempfehlung dar.
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