Brücke über einen Bach

Crowd­investing: In 7 Schritten zur passenden Anlage

Lesedauer: 8 Minuten

Es gibt viele Möglichkeiten, Kapital in Crowdinvesting-Projekte zu investieren. Anleger*innen sollten sich dabei genau überlegen, was sie mit dem Einsatz ihres Geldes erreichen möchten. Neben dem passenden Mix von Risiko und Rendite sollte die Anlagestrategie auch immer die persönlichen Werte berücksichtigen. Grundsätzlich gilt: Je besser Sie als Investor*in eine Anlage verstehen, desto wahrscheinlicher ist es, dass Sie die für Sie richtige Investmententscheidung treffen. Hier erfahren Sie, was Sie über Crowdinvestments wissen müssen und wie Sie Anlageangebote in sieben Schritten bewerten.

1. Verstehen Sie die Beziehung zwischen Risiko und Zins.

Grundsätzlich sollten die Zinsen für eine Investition immer in einem guten Verhältnis zum Risiko stehen. Mit anderen Worten: Einem höheren Risiko sollte demnach auch ein höherer Zins gegenüberstehen. Als grobe Regel, um die Risikoklasse einer Investition einzuschätzen, gilt: Je höher die Rendite, desto riskanter die Anlage. Entsprechend können Sie entscheiden, ob ein Projekt hinsichtlich seines Risiko-Rendite-Profils für Sie interessant ist. Hier lesen Sie mehr dazu.

2. Verstehen Sie die Aus­gestaltung der Investition.

Wie eine Investitionsmöglichkeit ausgestaltet ist, hängt vom rechtlichen Rahmen ab. Auf der GLS Crowd werden verschiedene Investitionsmöglichkeiten angeboten. Die verschiedenen Merkmale dieser Investitionsmöglichkeiten können sich auch ergänzen:

Nachrangdarlehen

Ein Nachrangdarlehen ist ein Darlehen mit festem Zins und fester Laufzeit. Im Insolvenzfall unterscheidet sich das Nachrangdarlehen wesentlich von herkömmlichen Darlehen, die in der Regel durch eine Bank vergeben werden. Bei einem Nachrangdarlehen erhalten Anleger*innen ihren Investitionsbetrag erst zurück, wenn sämtliche Gläubiger befriedigt wurden und alle ausstehenden Rechnungen an erstrangige Gläubiger beglichen worden sind. Dadurch, dass die Darlehen unbesichert sind, erhöht sich das Risiko des Totalausfalls also – des Totalverlusts für den Investor. Nachrangdarlehen werden daher höher verzinst als Darlehen ohne Nachrangabrede.

Ausnahmen von der Prospektpflicht unter bestimmten Voraussetzungen

Bei Nachrangdarlehen mit einem Finanzierungsvolumen unter 6 Millionen Euro kann auf die Erstellung eines Prospektes verzichtet werden. Für die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) reicht in diesem Fall die Einreichung eines Vermögensanlagen-Informationsblatt (VIB) aus. Das wird von der Behörde gebilligt und zum Fundingstart auf der Website des Emittenten und des Vermittlers veröffentlicht. Das VIB dient als Kurzinformation für Sie als Investor und kann als „Beipackzettel“ mit Kernangaben zur angebotenen Vermögensanlage verstanden werden.

Nachrangdarlehen mit qualifiziertem Rangrücktritt

Bei Nachrangdarlehen im Rahmen von Crowdinvesting-Projekten handelt es sich zudem in der Regel um Nachrangdarlehen mit einem sogenannten „qualifizierten Rangrücktritt“. Dies bedeutet, dass die Ansprüche der Investoren auf Zinsen und Tilgung schon dann nicht geltend gemacht werden dürfen, wenn dadurch ein Insolvenzgrund für den Darlehensnehmer herbeigeführt werden würde. Die Ansprüche unterliegen also bereits im Vorfeld einer Insolvenz einem dahingehenden Zahlungsvorbehalt.

Nachrangdarlehen mit Prospekt

Ein Nachrangdarlehen mit Prospekt (prospektiertes Nachrangdarlehen) hat in der Regel ein Finanzierungsvolumen von über 6 Millionen Euro, sodass keine Befreiung von der Prospektpflicht genutzt werden kann. Im Prospekt werden wichtige Informationen über die Art, den Gegenstand und die Risiken der Investitionsmöglichkeit zusammengefasst. Der Prospekt wird der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) vorgelegt. Sie prüft allerdings keine inhaltlichen Merkmale der Vermögensanlage, sondern nur die Einhaltung der gesetzlichen Mindestangaben.

3. Seien Sie sich der Art der Finanzierung bewusst.

Die GLS Crowd möchte Ihnen Investitionsmöglichkeiten mit sozialem bzw. ökologischem Nutzen anbieten. Dabei unterscheidet sich die Finanzierung eines Immobilien- oder Energieprojektes maßgeblich von der eines Unternehmens. Welche Fragen Sie sich genau bei der jeweiligen Art der Finanzierung stellen sollten, lesen Sie hier.

Immobilienprojektfinanzierungen

Immobilienprojektfinanzierungen weisen statistisch oft niedrigere Ausfallraten auf. Risiken bei Immobilienfinanzierungen entstehen vor allem – aber nicht ausschließlich – aufgrund von Verzögerungen beim Bau beziehungsweise der Revitalisierung der Immobilie. Die sozial-ökologische Wirkung einer Immobilienfinanzierung ist oft eher indirekt erkennbar – zum Beispiel durch einen guten KfW-Standard, der Energiekosten spart und so die Umwelt schont.

Energieprojektfinanzierungen

Energieprojekte werden in Deutschland oftmals mit Mitteln des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) gefördert. Während der ersten 20 Jahre der Laufzeit steht in diesem Fall der Preis für den erzeugten Strom der Anlage fest und der Netzbetreiber ist gesetzlich dazu verpflichtet, den erzeugten Strom zum festgelegten Preis abzunehmen. Bei Projekten außerhalb des EEG ist es wichtig, einen langfristigen Abnehmer für den produzierten Strom zu finden, der über eine gute Bonität verfügt. Bei diesen Projekten besteht also zusätzlich das Risiko, dass der ursprüngliche Strom-Abnehmer während der Laufzeit des Projektes ausfällt und eventuell Alternativen gefunden werden müssen.

Weiße Windmühle unter blauem Himmel
Foto von musicFactory lehmannsound von Pexelsl

Risiken beim Neubau von Energieerzeugungsanlagen

Wird eine Energieerzeugungsanlage neu gebaut, entstehen Risiken vor allem durch den ggf. anspruchsvollen Bau der Anlage selbst. Verzögerungen hierbei können sich negativ auf den Projektplan und somit auf die finanzielle Lage des Projektes auswirken. Allerdings kann sich auch während der Laufzeit das Risiko ergeben, dass die prognostizierten Strommengen nicht erreicht werden können und der Ertrag dadurch niedriger ausfällt.

Risiken bei der Refinanzierung von Energieerzeugungsanlagen

Bei Erzeugungsanlagen, die bereits in Betrieb sind und refinanziert werden sollen, besteht naturgemäß kein Baurisiko mehr. Allerdings kann die tatsächlich erzeugte Strommenge wiederum von den Planungen abweichen.

Unternehmensfinanzierungen

Unternehmensfinanzierungen mittels Crowdinvesting eignen sich vor allem für Wachstumsunternehmen, die für ihre nächsten Schritte Kapital benötigen. Diese Unternehmen können sich oft noch nicht über Bankkredite finanzieren, denn es fehlen die notwendigen Sicherheiten. Im Rahmen eines Crowdinvestings kann das Unternehmen ohne diese banktypischen Sicherheiten Kapital aufnehmen, die es für sein Wachstum benötigt. Im Gegenzug muss es den Investoren allerdings eine höhere Verzinsung anbieten. Meistens möchten diese Unternehmen „skalieren“, das heißt den nächsten großen Wachstumsschritt angehen. Gelingt dieser nicht, kann es dazu führen, dass die Rückzahlung der Nachrangdarlehen unmittelbar gefährdet ist. Ob und wie gut ein Unternehmen dann weiter bestehen kann, hängt vor allem von seinem Zugang zu weiterem Kapital ab.

Beteiligung von Eigenkapital-Investoren

In der Regel ist es vorteilhaft, wenn neben den Nachrangdarlehen der Crowdinvestoren auch andere Eigenkapital-Investoren an einem Unternehmen beteiligt sind. Gerade in Phasen angespannter Liquidität können diese eventuell weitere Mittel zur Verfügung stellen, wenn sie weiterhin an die Entwicklung des Unternehmens glauben. Die soziale und ökologische Wirkung Ihres Investments ist bei Unternehmensfinanzierungen meist direkt greifbar.

4. Bauen Sie Ihr Portfolio auf, um Ihr Risiko zu entschärfen.

„Nicht alles auf eine Karte setzen“ – das ist unsere Empfehlung für Ihr Crowdinvesting. Denn Sie können das Risiko eines Verlustes durch Streuung entschärfen. Statt einen hohen Betrag in ein einzelnes Crowdinvesting-Projekt zu investieren, ist es empfehlenswert, kleine Beträge in viele verschiedene Investitionsmöglichkeiten zu verteilen. Durch diese Diversifizierung bauen Sie sich kontinuierlich ein persönliches Anlage-Portfolio auf. Für finanzielle Mittel, die Sie in der Zukunft sicher benötigen, eignen sich Crowdinvestments allerdings aufgrund des Totalverlustrisikos nicht. Informieren Sie sich hier zu den möglichen Risiken beim Crowdinvestings.

5. Investieren Sie in Dinge, die Sie verstehen.

Die Crowdinvesting-Projekte auf der GLS Crowd werden sorgfältig plausibilisiert. Trotzdem muss Ihre Investmententscheidung letztendlich auf Ihrer eigenen Einschätzung beruhen. Hier ist vor allem ein Verständnis der jeweiligen Branche empfehlenswert. Mit einer Investition in ein Projekt oder ein Unternehmen, dessen Branche oder Geschäftsmodell Sie nicht vollständig verstehen, gehen Sie ein Risiko ein, das Sie nicht einschätzen können. Das sollte Ihnen bewusst sein.

Analysen zu Markt und Produkt stehen unter „Downloads“ zur Verfügung

Wir empfehlen Ihnen, sich gut zu informieren. Sofern ein Emittent eigene Analysen zu Markt und Produkt zur Verfügung stellen kann, finden Sie diese meist unter „Downloads“ im Investitionsangebot. Zusätzlich ist es aber immer sinnvoll, sich als Investor*in selbst einen Überblick über das Unternehmen und den Markt zu verschaffen.

Ein junger Mann sitzt an einem Laptop

6. Lassen Sie Ihre Werte sprechen.

Alle Finanzierungen auf der GLS Crowd entsprechen den Anlage- und Finanzierungsgrundsätzen der GLS Bank, die uns die Projekte zur Vermittlung vorschlägt. Darüber hinaus sollten Anleger selbst entscheiden, welches Investment ihren Werten entspricht. Die GLS Crowd bietet Ihnen die Chance, den spezifischen Mehrwert Ihres Investments selbst zu wählen. Durch die regelmäßigen Berichte (Reportings) können Sie die Entwicklung der Crowd-Projekte nachverfolgen. Nutzen Sie diese Möglichkeit!

7. Hören Sie auf Ihr Bauchgefühl.

Vertrauen Sie auf Ihre eigene Einschätzung und investieren Sie nur, wenn Sie keine offenen Fragen mehr an das jeweilige Projekt haben. Gerne können Sie im Anlegerbereich Fragen an den Emittenten stellen. Bei grundsätzlichen Fragen zu den Rahmenbedingungen eines Crowdinvestings stehen wir Ihnen natürlich gerne zur Verfügung.

Fazit:

Crowdinvestments erlauben Anleger*innen, ihr Geld in Projekte zu investieren, die ihren persönlichen Wertvorstellungen entsprechen. Es gibt verschiedene Arten von Crowdinvestments, die sich in Hinblick auf Zielsetzung und Risikoausprägung unterscheiden. Vor der Entscheidung für eine Projektfinanzierung sollten Anleger sich entsprechend genau über das potenzielle Investment informieren.

Sie möchten auch Ihren persönlichen Werten entsprechend investieren?

Auf der GLS Crowd finden Sie das passende Projekt.

Hinweis: Der Artikel soll Ihnen dabei helfen, die Risiken eines Crowdinvestments besser zu verstehen. Die Aufzählung einiger Risiken hat keinesfalls Anspruch auf Vollständigkeit. Beachten Sie daher bitte in jedem Fall unsere generellen Risikohinweise einschließlich unserer „Hinweise des Plattformbetreibers“ sowie die jeweiligen projektspezifischen Risikohinweise im Rahmen der einzelnen Investitionsangebote. Das Einstellen eines Projekts auf der Plattform stellt keine Investitionsempfehlung dar.
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