Das Bild zeigt wie eine Frau sich Bilder auf der Kamera anschaut. Bild: Foto von Israelzin Oliveira von Pexels

Wertpapieranlagen: Digital und analog in Anleihen investieren

Lesedauer: 12 Minuten

Die Aktienmärkte sind regelmäßig in den Schlagzeilen, Dax und Dow Jones vertraute Größen für die meisten Investor*innen. Dabei gibt es eine weitere interessante Anlageklasse bei den Wertpapieren: Anleihen oder „Bonds“. Mit Crowdbonds ist das klassische Finanzierungsinstrument nun auch in der Online-Welt angekommen.

Anleihen sind verbriefte Darlehen am Kapitalmarkt

Im Gegensatz zu Nachrangdarlehen, die zu den Vermögensanlagen gehören, zählen Anleihen zu den Wertpapieren. Sie verbriefen das Recht auf die Rückzahlung der eingebrachten Investitionssumme und die Auszahlung vereinbarter Zinsen. Der Emittent – der Herausgeber des Wertpapiers – leiht sich damit am Kapitalmarkt für einen vorab definierten Zeitraum Geld in Form von einer Anleihe, anstatt beispielsweise ein Bankdarlehen aufzunehmen. Anleger*innen, die Anleihen kaufen, sind damit Gläubiger. Neben Unternehmen können auch Staaten, Bundesländer oder Kommunen Anleihen ausgeben. Die Bonds können – müssen aber nicht – an der Börse gehandelt werden.

Fünf Faktoren bestimmen das Risiko-Rendite-Verhältnis

Das „Wesen“ einer Anleihe machen fünf Dinge aus: Bonität, Rangigkeit, Kupon, Nennwert und Fälligkeit. Für Investoren sind diese Faktoren wichtig, um das Risiko-Rendite-Verhältnis der Anlage einzuschätzen. Grundsätzlich gilt: Je höher das Risiko, desto höher die Rendite.

Bonität

  • Die Bonität macht Aussagen über die Kreditwürdigkeit des Anleihen-Herausgebers. Je schlechter sie ist, desto höher sind das Risiko eines Zahlungsausfalls und entsprechend die Zinsen.

Rangigkeit

  • Je höher die Rangigkeit eines Wertpapiers – oder einer Vermögensanlage –, desto besser sind die Chancen für Investoren, im Falle einer wirtschaftlichen Schieflage des Anleihen-Herausgebers Zahlungen zu erhalten.

Kupon

  • Der Kupon wird auch als „Kuponrate“ bezeichnet und stellt den Zinssatz dar, den der Herausgeber der Anleihe deren Besitzer zahlt. Je besser die Bonität des Emittenten ist – weil es sich um ein großes, etabliertes Unternehmen oder eine stabile staatliche Organisation handelt –, desto geringer fällt die Kuponrate aus.

Nennwert

  • Der Nennwert einer Anleihe ist der Betrag, den der Herausgeber dem Besitzer der Anleihe schuldet und den er zum Laufzeitende zurückzahlen muss. Andere Bezeichnungen sind „Nominalwert“ oder „Pariwert“.

Fälligkeitsdatum

  • Zu diesem Stichtag muss der Emittent die gesamte Anleihe an die Investoren zurückzahlen. Dieses Datum kann ein Jahr oder Jahrzehnte nach der Ausgabe der Anleihe liegen. Je nachdem, wie lang diese sogenannte „Laufzeit“ ist, lassen sich Anleihen in kurz-, mittel- und langfristige Investments einteilen.

Emittenten können Schuldverschreibungen damit sehr unterschiedlich ausgestalten. Entsprechend breit ist das Spektrum von Anleihen: Es gibt sehr sichere Ausgestaltungen – aber auch sehr riskante. Grundsätzlich gilt: Je höher der Zinssatz, desto höher das Risiko. 

Die Bonität: Wichtige Entscheidungshilfe für Anleger

Viele Anleger betrachten Anleihen als potenziell sicheres Investment. Diese Wahrnehmung entspricht allerdings nicht unbedingt der Realität. Ein Ausfallrisiko besteht immer. Dessen Wahrscheinlichkeit können Investoren unter anderem anhand der Bonität des emittierenden Unternehmens beurteilen. Die bewerten internationale Rating-Agenturen wie Standard & Poor’s, Moody’s oder Fitch. Sie prüfen bei Bonds großer Unternehmen regelmäßig die Kreditwürdigkeit und Zahlungsfähigkeit ihrer Herausgeber und ordnen sie Kategorien zu: investmentwürdige Anleihen (Investment Grade), Ramschanleihen (Junkbonds) und Papiere, bei denen Zahlungsausfälle unmittelbar bevorstehen. Dabei stehen Buchstaben für das Bonitätslevel: AAA – oder „Triple A“– ist die beste Bewertung. Herausgeber von mit „D“-Bonds sind quasi zahlungsunfähig. Anleihe-Emissionen mit geringem Volumen und Crowdbonds werden jedoch nicht geratet.

Die Rangigkeit: Reihenfolge mit Bedeutung

Die Rangigkeit einer Anleihe bestimmt, in welcher Reihenfolge Gläubiger im Insolvenzfall Geld zurückerhalten. Es gibt verschiedene Anlageklassen. Sogenannte „Senior Bonds“ werden vorrangig bedient. Diese Bonds sind in der Kapitalstruktur des Anleihen-Herausgebers gegenüber nachrangigen Forderungen bessergestellt. Kommt es zur Zahlungsunfähigkeit, ist die Rangfolge für Investoren von großer Bedeutung. Denn je niedriger die Forderungsklasse, desto höher ist das Risiko für Verluste oder gar einen Totalausfall. Senior Bonds sind demnach sicherer als nachrangige Anleihen. Dafür bekommen Investoren bei Letzteren höhere Zinsen.

Nennwert und Kurswert: Was ist der Unterschied?

Neben dem Nennwert ist ein weiterer Wert wichtig für Anleger: Der Kurswert. Weil manche Anleihen während ihrer Laufzeit gehandelt werden, kann der Kurswert über oder unter dem Nennwert liegen. Der Anleihekurs wird immer als Prozentsatz des Nennwertes angegeben. Ihn bestimmen – wie auch den Aktienkurs – Angebot und Nachfrage. Die wiederum hängen unter anderem vom Marktzinsniveau ab: Steigen die Zinsen, fällt in der Regel der Kurs von laufenden Anleihen. Investoren kaufen dann lieber neu herausgegebene Papiere mit einem höheren Zinssatz beziehungsweise einer höheren Kuponrate. Bei sinkenden Marktzinsen sind bereits länger laufende, höher verzinste Werte attraktiv. Verkaufen Investoren ihre Anleihen vor Laufzeitende, können sie zusätzlich zu den Zinserträgen Kursgewinne realisieren. Wichtig: Ausschlaggebend für die Zinszahlung ist immer der Nennwert.

Die Stückelung: Der Mindesteinsatz für ein Investment

Anleihevolumen sind in der Regel hoch. Emittenten finanzieren damit Summen von mehreren Millionen oder sogar Milliarden Euro. Um Investoren gewinnen zu können, muss der Anleihen-Emittent den Gesamtwert in kleinste handelbare Teilbeträge stückeln. Die können bei Unternehmens-Bonds bei bis zu 100.000 Euro liegen, was den Anlegerkreis weitestgehend auf institutionelle Investoren reduziert. Für Privatanleger sind in der Regel Stückelungen bis maximal 1.000 Euro interessant. Wer mehr anlegen möchte, kann dann einfach ein Vielfaches dieses Teilbetrags investieren.

Wo kann man Anleihen kaufen?

Wer in Anleihen investieren möchte, hat verschiedene Möglichkeiten. Anleger können über Börsen oder im Direkthandel kaufen. Den Zugang bekommen sie über die Bank, die ihr Wertpapierdepot führt. Allerdings bietet nicht jede Bank den Direkthandel zu jedem Handelspartner an. Eine Alternative sind sogenannte „Primäremissionen“: Hier begleitet die Bank ein Unternehmen bei der Neuemission einer Anleihe. Investoren haben die Möglichkeit, direkt „an der Quelle“ zu kaufen. Dieser Ersterwerb von einer Anleihe wird auch Zeichnung genannt und geht auch online bei einer Crowdinvesting-Plattform. Bei der GLS Crowd sind die Wertpapiere vorab auf ihre sozial-ökologische Wirkung hin geprüft. Crowdbonds stellen gleichermaßen eine attraktive Finanzierungsquelle für Unternehmen dar. Sie können darüber einfach und günstig größere Mengen an Kapital einsammeln.

Warum digital investieren?

Crowdinvesting-Projekte können als Vermögensanlagen in Form von Nachrangdarlehen ausgestaltet sein oder aber als Crowdbonds. Dann zählen sie zu den Wertpapieren. Für den Zeichnungsprozess ist hier immer eine bankübliche Kundenlegitimation, beispielsweise über Video-Ident, erforderlich. Erst danach erfolgt die Übernahme der Zeichnung durch die Zahlungsstelle und letztendlich die Übermittlung ins Wertpapierdepot. Vorteile der digitalen Zeichnung über eine Crowdinvesting-Plattform: Anleger können nicht nur jederzeit von überall investieren. Sie entscheiden auch selbst, welchen Unternehmen sie ihr Geld zur Verfügung stellen wollen. Im digitalen Zeichnungsprozess findet zwar eine gesetzlich geforderte Angemessenheitsprüfung der Erfahrungen des Investors mit Finanzanlagen statt. Ergibt diese aber, dass er die Investition aufgrund fehlender Kenntnis nicht tätigen sollte, steht ihm frei, trotzdem zu investieren. Dies ist in der persönlichen Beratung, zum Beispiel in einer Bank, nicht gestattet.

Fazit:

Anleihen sind eine große Wertpapiergattung neben den Aktien. Es gibt verschiedene Faktoren, anhand derer sich das Risiko-Rendite-Verhältnis von Bonds einschätzen lässt. Dabei gilt wie für die meisten Anlagen: Eine höhere Rendite geht in der Regel mit einem höheren Risiko einher. Alternativ zum klassischen Weg über Börse oder Bank können Investoren auch auf Crowdinvesting-Plattformen Bonds kaufen – und den sozial-ökologischen Impact ihrer Anlage direkt verfolgen.  

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Hinweis: Der Artikel soll Ihnen unter anderem dabei helfen, die Risiken einer Geldanlage besser zu verstehen. Die Aufzählung einiger Risiken hat keinesfalls Anspruch auf Vollständigkeit. Beachten Sie daher bitte in jedem Fall unsere generellen Risikohinweise einschließlich unserer „Hinweise des Plattformbetreibers“ sowie die jeweiligen projektspezifischen Risikohinweise im Rahmen der einzelnen Investitionsangebote. Das Einstellen eines Projekts auf der Plattform stellt keine Investitionsempfehlung dar.
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