Tiefkühlgemüse wird eine schlechte Ökobilanz nachgesagt. Warum setzt der Westhof trotzdem auf TK-BIO?
Dafür gibt es drei gute Gründe:
- Westhof ermöglicht Biogemüse für alle: Nicht jeder hat die Gelegenheit, frisch beim Markt oder Hofladen einzukaufen. Mit Bio-TK im Einzelhandel erweitern wir das Angebot von Bio-Gemüse an die Endverbraucher.
- Westhof macht Biogemüse haltbar: Saisonales, regionales Gemüse ist tiefgekühlt ganzjährig verfügbar. Frisches Gemüse muss außerhalb der Saison von weit her importiert werden – oder Verbraucher müssten ganz darauf verzichten.
- Westhof erhält die Nährstoffe: Bestimmte Gemüsesorten – zu Beispiel Spinat oder Erbsen – bleiben durch Frostung unmittelbar nach der Ernte nährstoffreicher und sind dadurch gesünder. Dazu bekommt auch B-Ware – zu krumm, zu dünn oder gebrochen –, die in der Frische-Vermarktung aussortiert wird, eine Chance auf Weiterverarbeitung.
Was ist die Mission von Westhof?
Wir erzeugen und verarbeiten ausschließlich biologische Produkte und entwickeln den ökologischen Landbau weiter. Wir gewährleisten Energieneutralität, weil wir regenerative Energie erzeugen und einsetzen. Wir verwenden Ressourcen sorgsam und maximal produktiv. Unseren Betriebskreislauf sollen nur Lebensmittel und regenerative Energie verlassen. Mit Blühwiesen sorgen wir für Biodiversität und erhalten die Lebensräume für Insekten und Wildtiere. Wir setzen auf eine umweltschonende, nachhaltige Wirtschaftsweise, die Humusaufbau fördert, das Bodenleben stärkt und unser Grundwasser schützt. Unsere Mission passt in eine einfache Gleichung: Gesunder Boden = gesunde Pflanze = gesundes Tier = gesunder Mensch – und damit gute Lebensbedingungen auf der Erde.
„Unsere Mission passt in eine einfache Gleichung:
Gesunder Boden = gesunde Pflanze = gesundes Tier = gesunder Mensch – und damit gute Lebensbedingungen auf der Erde.“
Wie ist das Verhältnis zu den Landwirten in der Umgebung?
Als wir 1989 auf biologische Wirtschaftsweise umgestellt haben, hat unser Umfeld uns recht kritisch beobachtet. Die ursprüngliche Skepsis ist in den vergangenen Jahren in großen Zuspruch umgeschlagen. Wir werden immer wieder für unsere Innovationskraft, unsere Zielstrebigkeit und unsere Transparenz gelobt. Wir konnten zeigen, dass wir auch schwierige Zeiten überstehen und dabei unseren Grundsätzen treu bleiben. Unsere Betriebe ziehen viele Besucher an und sind regelmäßig in den regionalen Medien. Die Berichte sind positiv. Mittlerweile genießen wir großes Vertrauen in der Region.
Die neue Frosterei soll die bis zu fünffache Menge an Frischgemüse verarbeiten. Wie stellt Westhof sicher, dass es weiterhin aus der Region kommt und Bioland-, Demeter- oder Naturland-Qualität hat?
Dithmarschen ist eine der größten Anbauregionen für Bio-Gemüse in Europa. Rund um den Westhof gibt es an die 50 Biohöfe. Weitere Betriebe sind in der Umstellung oder kurz davor. Die Vermarktung über uns ist dabei ein wichtiger Entscheidungsfaktor. Über hundert Landwirte haben sich bereits unserer regionalen Erzeugergemeinschaft angeschlossen. Alle sind Mitglied bei Bioland, Demeter oder Naturland. Die Verbandszugehörigkeit ist Voraussetzung für uns. Unser Ziel ist es, hundert Prozent Verbandsware einzusetzen. In der Regel gelingt uns das. Auf EU-Bio-Ware greifen wir nur in Ausnahmefällen zurück. Die geplante Bio-Frosterei motiviert weitere Landwirte dazu, über Öko-Anbau nachzudenken. So wird in den nächsten Jahren noch erheblich mehr Bio-Fläche zur Verfügung stehen.
Wie sehen die Pläne für neue Vertriebswege in Richtung Lebensmitteleinzelhandel aus?
Aktuell verkaufen wir unser TK-Biogemüse zur Weiterverarbeitung an Industriekunden – zum Beispiel Hersteller von Babynahrung. Mit der neuen Anlage planen wir, auch Kleinverpackungen für den Lebensmitteleinzelhandel zu produzieren. Dazu bin ich eine Beteiligung an der Öko Service GmbH eingegangen. Sie vermarktet ökologisch hergestellte Tiefkühlprodukte und beliefert die Supermärkte damit. Die Produkte kommen dabei zum überwiegenden Teil aus dem Ausland. Beim Handel steigt aber die Nachfrage nach heimischen Produkten. Die ÖSG hat keine eigene Produktion und auch keine Verpackungsanlagen. Das ist unsere Chance: Wir liefern regional erzeugte, bei uns verarbeitete und verpackte Ware. Die ÖSG ersetzt damit im Handel nach und nach die im Ausland zugekauften Produkte. Das Westhof-Gemüse wird dann als Eigenmarke der Supermärkte im Lebensmitteleinzelhandel vertrieben.
„Regional erzeugte, bei uns verarbeitete und verpackte Ware ersetzt im Handel nach und nach die im Ausland zugekauften Produkte.“
„Regional erzeugte, bei uns verarbeitete und verpackte Ware ersetzt im Handel nach und nach die im Ausland zugekauften Produkte.“
Rainer Carstens
Gründer und Geschäftsführer des Westhofes
Inwieweit wird Westhof mit der neuen Anlage technisch für den zusätzlichen Vertriebsweg gerüstet sein?
In der neuen Anlage werden wir eine TK-Produktionslinie umsetzen und zwei Verpackungslinien: eine, in der wir Großgebinde für Industriekunden produzieren und eine für Kleinverpackungen – Faltschachteln und Beutel. Wir werden also gleichzeitig zwei verschiedene Gemüseprodukte konfektionieren können. Dazu kommen mehrere Vorbereitungslinien. Auf denen können wir verschiedene Gemüse verarbeiten und so auf das saisonale Angebot reagieren. Die neue Frosterei kann zudem auch Gemüse-Mixe herstellen. Je nach Auftragsgeber oder Zielmarkt passen wir die Verpackung dann an.
Der Klimawandel ist eine Herausforderung für landwirtschaftliche Betriebe. Wie reagiert der Westhof auf künftige Dürreperioden?
Wir geben das Abwasser aus der Frosterei nicht in die lokale Kanalisation, sondern klären und speichern es selbst – in einer Lagune. Aus der beregnen wir die umliegenden Felder. So wirken wir einer regionalen Dürre entgegen. Aus den Klärresten gewinnen wir wiederum Energie für die Frosterei. Wenn es hart auf hart kommt, besteht natürlich immer die Möglichkeit, dass die Behörden einen Frischwasserstopp aus dem Leitungsnetz beschließen. Wir haben den lokalen Wasserversorger von Anfang an in die Konzeption der neuen Biofabrik eingebunden – damit wir hier Planungssicherheit haben.
Wie wirken sich die gestiegenen Energiepreise aus?
Unsere neue Biofabrik kommt ohne Gas aus und bezieht regionalen Strom aus Erneuerbaren Energien. Der geplante innovative Stahlspeicher sorgt dafür, dass wir Strom dann kaufen können, wenn er am günstigsten ist. Nebenbei entlasten wir damit das Stromnetz. Einen Teil der benötigten Energie produziert der Westhof selbst: über eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach der neuen Bio-Frosterei. Außerdem nutzen wir Biogas aus den organischen Reststoffen der Abwasseraufbereitung.
Wo sieht der Westhof sich perspektivisch?
Mit der Investition in die neue Anlage sind wir für die Zukunft gut gewappnet. Allerdings werden wir immer wieder kleinere Wachstumsschritte gehen müssen, um mit dem Markt und unseren Kunden Schritt halten können. Die Nachfrage nach ökologisch nachhaltig produzierten Lebensmittel steigt permanent. Wir gehen davon aus, dass sich der Bio-Absatz stetig steigern und auch die Produktvielfalt zunehmen wird. Tiefkühlgemüse muss dabei als verarbeitete Ware keine Herkunftsinformation tragen. Um so wichtiger ist uns, mit Westhof-Produkten im Supermarktregal sicherstellen zu können, dass Verbraucher Bio-Qualität bekommen, die regional nach deutschem Standard und nachhaltig produziert ist. Die Ernährungswende kann sich nur Schritt für Schritt vollziehen. Der Westhof ist bereit voranzugehen.
Die Westhof Unternehmensgruppe
Der Westhof, der seit 1972 im Familienbesitz ist, wurde 1989 auf biologischen Landbau umgestellt.
Seitdem folgten viele Höfe in Dithmarschen seinem Vorbild – die Bio-Anbaufläche in der Region wächst beständig. Für die Weiterverarbeitung des Bio-Gemüses zu Tiefkühlgemüse ist die BIO-FROST Westhof GmbH zuständig. Seit Mai 2022 ist die Anleihe der BIO-FROST Westhof GmbH auf der GLS Crowd zeichenbar.
Alle Neuigkeiten
Bleiben Sie mit uns auf dem Laufenden und verfolgen Sie, wie sich Investments und Branchen entwickeln.